iShares Head Deutschschweiz: ETF-Markt hat Rekordmonat hinter sich; Ausblick gut
Sven Württemberger, Deutschschweiz-Chef des ETF-Anbieters iShares. (Foto: iShares)
Zürich – Der Markt mit börsengehandelten Fonds (ETFs) hat einen Rekordmonat hinter sich. Während die Mittelzuflüsse weltweit so hoch ausfielen wie zuletzt im Dezember 2014, hat Europa laut Sven Württemberger, Deutschschweiz-Chef des ETF-Anbieters iShares, einen der besten Monate überhaupt hinter sich. Und auch im August dürfte die starke Nachfrage nach ETFs nicht merklich abreissen, zeigt er sich im Gespräch mit AWP überzeugt.
«In Europa hatten wir im Juli Mittelzuflüsse von etwas mehr als 9 Mrd US-Dollar – ein sehr aussergewöhnliches Resultat», sagt Württemberger im Gespräch. «Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in Europa solche Zuflüsse in nur einem Monat gesehen habe!»
Brexit als Auslöser für Nachfrageanstieg
Weltweit wiederum stiegen die Zuflüsse in ETFs laut der jüngsten Statistik der BlackRock-Tochter iShares auf mehr als 55 Mrd USD. Getrieben wurde diese Entwicklung durch eine hohe Nachfrage nach ETFs auf Aktien aus den USA und Schwellenländern sowie eine anhaltend hohe Nachfrage nach Produkten aus dem Fixed Income Bereich, erklärt Württemberger weiter.
Den Grund für diese starke Entwicklung und die anhaltend hohe Nachfrage sieht der Manager im britischen Referendum über die Zukunft des Landes innerhalb Europas und der Entscheidung, aus der EU auszuscheiden (Brexit). «Der Brexit war sicher ein Auslöser.» Er habe viel Bewegung in den ETF-Markt gebracht.
Zudem hätten sich die Aktienmärkte nach dem ersten Brexit-Schock schnell erholt und hätten zuletzt gerade im Fall der USA sogar neue Höchststände markiert. «Viele Anleger haben in den vergangenen Wochen die Möglichkeit genutzt, an dieser Entwicklung über ETFs zu partizipieren.»
Starker Fokus auf Schwellenländer
Dies zeige sich in der starken Nachfrage nach ETFs auf US-Aktien. Aber auch Schwellenländer seien im Juli wieder stark nachgefragt worden. «Einen solchen Fokus auf Schwellenländer habe ich in den vergangenen 12 bis 18 Monaten nicht mehr gesehen», stellt Württemberger fest.
Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sei die Volatilität in Europa stark gestiegen, führt der Fachmann gegenüber AWP aus. «Man kann fast sagen, dass die Schwellenländer bei einer zunehmenden Zahl von Investoren als sicherer Hafen gesehen werden, was sich in der Entwicklung der ETFs auf Aktien und Bonds in dieser Region widerspiegelt.» Gleichzeitig haben ETFs auf europäische Aktien im Juli den grössten Abfluss unter den verschiedenen Regionen verbucht.
Die starke Nachfrage nach ETFs auf US-Aktien und Schwellenländer-Bonds habe man nicht nur auf Seite der US-Anleger beobachten können. Auch in Europa und der Schweiz hätten die grossen institutionellen Anleger in diesen Kategorien besonders deutlich zugelangt.
Gute Aussichten
«In den USA haben die Investoren bei den Schwellenländer-ETFs verstärkt auch noch auf die dortigen Aktien gesetzt», hebt Württemberger hervor. Sollten sich die europäischen und auch die Schweizer Investoren daran orientieren, dürfte sich der starke Trend auch im August fortsetzen.
Aktuell zeigt sich der Experte zuversichtlich, dass iShares in puncto Mittelzuflüsse nach einem etwas verhalteneren ersten Halbjahr 2016 im Gesamtjahr durchaus an die Vorjahresentwicklung anschliessen könne. Immerhin habe iShares alleine in den sechs Wochen seit dem Brexit-Votum etwa 40% seiner Jahresmittelzuflüsse erzielt. (awp/mc/ps)