Italien bezahlt Wahlchaos mit höheren Zinsen – Moody’s warnt

Anleihe

Rom / Frankfurt – Italien bleibt der befürchtete Unfall am Anleihemarkt vorerst erspart. Trotz Wahlchaos und drohendem politischen Stillstand konnte das Euro-Schwergewicht am Mittwoch wie geplant frisches Geld bei Investoren einsammeln, wie aus Angaben der italienischen Schuldenagentur hervorgeht. Die Zinsen ziehen aber deutlich an. Die Ratingagentur Moody’s hat bereits eine Warnung abgegeben.

Wie anvisiert, konnte die drittgrösste Wirtschaftsmacht im Euroraum zur Wochenmitte 6,5 Milliarden Euro am Anleihemarkt bei Anlegern einsammeln – allerdings bezahlt Italien die unübersichtliche Lage nach den Wahlen mit gestiegenen Zinsen. Im richtungsweisenden Laufzeitbereich von zehn Jahren musste das Land Investoren 4,83 Prozent an Zinsen bieten. Ende Januar konnten die Titel noch zu 4,17 Prozent losgeschlagen werden. Bei den fünfjährigen Anleihen stiegen die Zinsen von 2,94 auf 3,59 Prozent.

Moody’s droht mit Abstufung
Nach Einschätzung von Händlern dürften vor allem die italienischen Banken gekauft haben. Internationale Anleger hielten sich angesichts der politischen Risiken zurück, hiess es im Handel weiter. An den Finanzmärkten wurden die Ergebnisse der Auktion dennoch überwiegend positiv aufgenommen. Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen sanken am Sekundärmarkt, wo bereits ausgegebene Titel gehandelt werden. Der Euro stieg zwischenzeitlich auf ein Tageshoch bei 1,3122 US-Dollar.

Doch die Lage bleibt angespannt, denn auch von Seiten der grossen Ratingagenturen könnte Italien Ungemach drohen: Moody’s erwägt, die Kreditwürdigkeit des Landes weiter herabzustufen. Dies teilte die Agentur am späten Dienstagabend mit. Der Wahl-Patt zwischen den Bündnissen von Mitte-Links und Mitte-Rechts erhöhe die politische Ungewissheit, argumentierte Moody’s. Der unter dem bisherigen Premier Mario Monti angestossene Reformkurs könne verzögert werden, möglicherweise sogar komplett zum Stillstand kommen. Dies erhöhe das Risiko einer Bonitätsabstufung.

Ratingagenturen uneins
Moody’s gibt sich damit kritischer als die Konkurrenz von Standard & Poor’s. S&P hatte am späten Dienstagabend zwar ebenfalls vor verschleppten Strukturreformen gewarnt, was die Wachstumsaussichten Italiens verschlechtern würde. Eine unmittelbare Auswirkung auf die Kreditwürdigkeit sieht die Agentur aber nicht.

Bereits jetzt bewertet Moody’s die Bonität Italiens mit «Baa2» etwas schlechter als S&P, die das Land mit «BBB+» eine Note höher einstuft. Beide Agenturen vergeben jedoch einen negativen Ausblick, was die Gefahr einer mittelfristigen Abstufung signalisiert. Die dritte Ratingagentur Fitch bewertet Italiens Bonität mit «A-» am besten. (awp/mc/ps)

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