Italien: IWF mit 600-Milliarden-Hilfsplan?
Italiens Ministerpräsident Mario Monti.
Turin – Italienischen Medienberichten zufolge will der Internationale Währungsfonds (IWF) dem hoch verschuldeten Eurokrisenland Italien mit einem Milliarden-Programm unter die Arme greifen. Wie die Turiner Tageszeitung «La Stampa» am Sonntag mit Bezug auf informierte Kreise in Washington berichtete, könnte der IWF Rom mit einem Volumen von bis zu 600 Milliarden Euro unterstützen, um die neue Regierung von Mario Monti bei der Durchsetzung der notwendigen Reformen mit einer stabileren Finanzlage zu entlasten.
Die Kredite eines solchen «Programm Italien» könnten mit einer Laufzeit von zwölf bis 18 Monaten vergeben werden, so das Blatt. Das Geld dazu könnte auch aus der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen, hiess es. Italien das nach Griechenland den höchsten Schuldenstand der Eurozone – gemessen an der Wirtschaftsleistung aufweist – steht seit Monaten im Visier der Finanzmärkte und leidet unter einer internationalen Glaubwürdigkeitskrise. Frisches Geld kann sich Rom am Kapitalmarkt nur noch zu horrenden Zinsen leihen. Am Freitag kletterte die Rendite für Zweijahrespapiere der drittgrössten Volkswirtschaft im Währungsraum im Tagesverlauf um rund 60 Basispunkte auf ein Hoch von 7,77 Prozent.
Ausgeglichener Etat bis 2013
Der italienische Regierungschef und Wirtschaftsfachmann Monti will Medienberichten zufolge am kommenden 5. Dezember mit Beratungen über erste Massnahmen gegen den Krisenstrudel beginnen. Das erste Reformpaket solle zwischen dem EU-Gipfel am 9. Dezember und Weihnachten verabschiedet werden, hatte Monti angekündigt. Wieder eingeführt werden könnte dabei unter anderem eine kommunale Immobiliensteuer, heisst es in Rom. Bei einem Gipfel mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Monti am Donnerstag Italiens Ziel bekräftigt, bis 2013 einen ausgeglichenen Etat vorzulegen.
IWF dementiert Gespräche mit Rom über Finanzhilfen
Der IWF hat unterdessen jedoch Spekulationen über ein Milliarden-Hilfspaket für Italien zurückgewiesen. «Es gibt keine Gespräche mit den italienischen Behörden über ein Programm für eine IWF-Finanzierung», sagte ein Sprecher des Währungsfonds am Montag. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person, die Kontakte zwischen dem IWF und der Regierung in Rom seien verstärkt worden. Es sei aber unklar, welche Form der Unterstützung angeboten werden könne. Von offizieller Seite verlautete aus Rom, von einer Anfrage Italiens nach Hilfen wisse man nichts. Zuvor hatten sich bereits Experten skeptisch mit Blick auf das angebliche Hilfspaket des Währungsfonds für Italien gezeigt. «Der IWF verfügt einfach nicht über die Ressourcen für ein solches Hilfspaket», sagte der Experte Marc Chandler von der New Yorker Bank Brown Brothers Harriman & Co.
Italien-Renditen sinken
An den europäischen Anleihenmärkten sorgte der Pressebericht trotz des Dementis für eine deutliche Reaktion bei italienischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Im frühen Handel gab die Rendite der richtungsweisenden Papiere deutlich nach, um 0,20 Prozentpunkte auf 7,025 Prozent. Damit liegt der Zinssatz aber weiter über der kritischen Marke von sieben Prozent, bei der zuvor hoch verschuldete Eurostaaten wie zum Beispiel Portugal internationale Hilfe beantragten. (awp/mc/upd/ps)