Frohe Kunde für Italiens Ministerpräsident Mario Monti.
Rom – Hoffnung für die von der Schuldenkrise gebeutelte Euro-Zone: Italien hat am Mittwoch wie kürzlich Spanien zu deutlich geringeren Zinsen als zuletzt frisches Kapital auf dem Geldmarkt eingesammelt. Bei einer Auktion sechsmonatiger Anleihen halbierte sich die zu zahlende Rendite von 6,5 Prozent im November auf 3,25 Prozent, wie die nationale Schuldenagentur in Rom mitteilte. Auch eine zweite Emission verlief günstiger.
Insgesamt sammelte der italienische Staat gut 10,7 Milliarden Euro ein. Der erfreuliche Verlauf der Geschäfte beflügelte auch den deutschen Aktienmarkt. Die Sanierung der italienischen Staatsfinanzen sollte im Mittelpunkt einer von Regierungschef Mario Monti für den Nachmittag anberaumten Kabinettssitzung stehen. Medienberichten zufolge sollte es bei dem Treffen unter anderem um Massnahmen zur Ankurbelung der von Rezession bedrohten Wirtschaft des hoch verschuldeten Euro-Landes gehen.
Lage bei Banken bleibt angespannt
Das Misstrauen der Banken untereinander ist weiterhin gross: Die eintägigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die sogenannten Übernacht-Einlagen, kletterten abermals stark. Sie erhöhten sich um rund 40 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 452 Milliarden Euro. Normalerweise meiden Banken die Möglichkeit, bei der Notenbank kurzfristig Geld zu parken, da die Konditionen ungünstig sind. Wegen der Krise funktioniert der Geldhandel zwischen den Instituten aber nicht wie gewohnt.
EZB-Gelder werden zum Teil wieder bei der Notenbank hinterlegt
Zudem hinterlegen die Geldhäuser offensichtlich einen Teil der jüngsten Geldflut der EZB wieder bei der Notenbank, um sich zum Beispiel dafür zu rüsten, dass sie allein im ersten Quartal 2012 in grossem Stil Anleihen tilgen müssen. Geschäftsbanken der Eurozone hatten sich in der vergangenen Woche von der EZB die Rekordsumme von fast 500 Milliarden Euro für den aussergewöhnlich langen Zeitraum von drei Jahren geliehen.
Kreditfluss der Wirtschaft in Gang halten
Bundesbankpräsident Jens Weidmann rechtfertigte diese Sondermassnahme zur Stützung gebeutelter Banken. «Es ist eine ungewöhnliche Massnahme, auch in dieser Höhe. Sie dient dazu, den Kreditfluss in die Wirtschaft in Gang zu halten», sagte Weidmann in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem Magazin «Stern». «Das ist keine Staatsfinanzierung. Es ist eine Überbrückungshilfe für die Banken, die erst dann wieder gefestigt dastehen können, wenn die Staatsschuldenkrise überwunden ist», sagte Weidmann.
Der Bundesbankpräsident erneuerte zugleich seine Ablehnung gegen stärkere Eingriffe der Notenbanken zur Lösung der Schuldenkrise im Euroraum: «Wir kriegen die Krise nur in den Griff, wenn wir, nochmals, bei den Ursachen ansetzen: Wettbewerbsfähigkeit und Staatsverschuldung.»
Kein Grund zur Panik
Insgesamt sehe er «keinen Grund, in Panik zu verfallen», sagte Deutschlands oberster Währungshüter: «Der Euro ist eine stabile Währung. Wir haben in Deutschland ein relativ robustes Wachstum, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie schon lange nicht mehr. Wir gehen davon aus, dass die Einkommen der privaten Haushalte nächstes Jahr um rund drei Prozent steigen. Da kann man doch nicht so tun, als ob die Welt untergeht.» Gerüchte, wonach die Bundesbank an einer Rückkehr zur D-Mark arbeite und bereits neue D-Mark-Scheine bunkere, seien «wirklich abstrus», betonte Weidmann in dem «Stern»-Interview. (awp/mc/pg)