Europas Favoritin für den IWF-Chefposten: Christine Lagarde.
Washington – Im Tauziehen um die Neubesetzung des Chefpostens beim Internationalen Währungsfonds (IWF) haben aufstrebende Industrienationen eine Abkehr von der bisherigen Tradition gefordert. Sie wollen, dass der durch den Rücktritt des Franzosen Dominique Strauss-Kahn frei gewordene Posten nicht mehr automatisch von einem Europäer besetzt wird.
Der IWF solle diese «überflüssig» gewordene Praxis aufgeben, hiess es in einer in der Nacht zum Mittwoch in Washington veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme der Gruppe der sogenannten Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China and Südafrika. «Die Abmachung, dass die Auswahl des Direktors in der Praxis auf der Basis der Nationalität getroffen wird, untergräbt die Legitimität des Fonds.» Die jüngste Finanzkrise unterstreiche die Notwendigkeit, Entwicklungsländer in die Führung des IWF einzubeziehen, betonte die Gruppe weiter. Die Führung solle in einem «wahrhaft transparenten Wettbewerb auf der Basis von Verdiensten» gewählt werden und die Prozedur dazu führen, «dass die kompetenteste Persönlichkeit zum Direktor bestimmt wird, unabhängig von seiner oder ihrer Nationalität».
Lagarde wird als Favoritin gehandelt
«Wir sind auch überzeugt davon, dass eine angemessene Repräsentation der Vertreter von aufstrebenden Märkten und Entwicklungsländern im Management des Fonds von entscheidender Bedeutung für dessen Legitimität und Effektivität ist.» Zurzeit gilt die französische Fiananzministerin Christine Lagarde als Favoritin im Rennen um die Nachfolge von Strauss-Kahn. Der 62-Jährige, der sich sexuell an einem Zimmermädchen eines New York Hotels vergangen haben soll, steht unter Anklage und war am vergangenen Mittwoch von seinem Spitzenposten zurückgetreten. (awp/mc/ss)