IWF-Chef Strauss-Kahn in New York verhaftet
DSK erneut wegen Sex-Vorwürfen in den Schlagzeilen.
New York – Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, ist am Samstagnachmittag (Ortszeit) am New Yorker JFK-Flughafen aus einer startbereiten Air-France-Maschine geholt und verhaftet worden. Dem 62-jährigen Franzosen wird vorgeworfen, er habe versucht in einem Hotel ein Zimmermädchen zum Oralsex zu zwingen.
Strauss-Kahn, der am Sonntag zu einem Gespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin erwartet wurde, soll sich in seiner Hotelsuite laut Aussage der Bediensteten nackt auf sie gestürzt und sie zum Oralsex gezwungen haben. Gemäss einem Polizeisprecher wurde Strauss-Kahn wegen «strafbarer sexueller Handlung, versuchter Vergewaltigung und Freiheitsberaubung» in Arrest genommen und angeklagt. Der IWF-Direktor hat unterdessen einen Rechtsanwalt beigezogen. Dieser erklärte am Sonntagmorgen (Ortszeit), dass sein Mandant auf nicht schuldig plädieren werde.
Dienstmädchen ins Schlafzimmer gezerrt
Laut Polizeiangaben sagte das Dienstmädchen, sie habe am Samstag gegen 13 Uhr die Suite des IWF-Chefs betreten, nachdem sie zuvor zum Saubermachen gerufen worden war. Strauss-Kahn sei nackt aus dem Badezimmer getreten, habe sie durch den Gang verfolgt und sie in ein Schlafzimmer gezerrt. Dort sei sie vom IWF-Direktor sexuell bedrängt worden. Zunächst habe sie sich befreien können, anschliessend sei sie aber von ihm in ein Badezimmer gezerrt und zum Oralsex gezwungen worden. Strauss-Kahn habe dabei versucht, ihr die Unterwäsche auszuziehen. Es sei der Frau aber wieder gelungen freizukommen und aus der 3000-Dollar-Suite zu fliehen. Nachdem sie ihre Kollegen über den Vorfall unterrichtet hatte, alarmierten diese die Polizei.
«Offenbar hatte er es eilig»
Als die Beamten kurz darauf im Hotel eintrafen, war Strauss-Kahn bereits abgereist. Der IWF-Chef habe jedoch sein Mobil-Telefon und weitere Dinge im Zimmer zurückgelassen. «Offenbar hatte er es eilig», sagte ein Polizeisprecher. Nachdem die Polizei erfahren hatte, dass sich Strauss-Kahn am John-F.-Kennedy-Flughafen aufhält, wurden die dortigen Behörden informiert. Diese liessen Strauss-Kahn darauf aus dem Flugzeug holen und verhaften. Das leicht verletzte Zimmermädchen wurde von der Polizei in ein Spital gebracht.
«Schwere Fehleinschätzung»
Bereits 2008 war beim IWF gegen Strauss-Kahn wegen einer sexuellen Beziehung mit einer untergebenen weiblichen Angestellten ermittelt worden. Der IWF-Direktor bezeichnete damals sein Verhalten als «bedauerlich» und als «schwere Fehleinschätzung». In einem E-Mail entschuldigte sich Strauss-Kahn darauf bei allen IWF-Mitarbeitern.
Heftige Reaktionen in Frankreich
In Frankreich hat die Festnahme Strauss-Kahns heftige Reaktionen hervorgerufen. Seine Parteikollegin, die Sozialistin Ségolène Royal, sprach von einer «erschütternden Nachricht». Auch der Vize-Chef der konservativen UMP-Partei, Renaud Muselier, zeigte sich erschüttert: Es sei ein Desaster für Frankreich, welches zudem auch die Ausgangslage für die Präsidentenwahl verändere. Der IWF-Chef galt bislang als aussichtsreichster Kandidat der Sozialisten für die Präsidentschaftswahl in Frankreich vom kommenden Jahr. (mc/upd/ps)