Chefin des Internationalen Währungsfonds IWF, Christine Lagarde.
London – Die Chefin des Internationalen Währungsfonds IWF, Christine Lagarde, hat nach eigener Aussage nur begrenzt Mitleid mit den vom Sparzwang gebeutelten Griechen. «Ich finde, sie sollten sich alle zusammen selber helfen, indem sie ihre Steuern zahlen», sagte Lagarde in einem Interview der britischen Zeitung «The Guardian» (Samstag). Der Druck auf Griechenland seitens des IWF werde nicht verringert.
Auf die Frage, ob sie Gedanken daran ausblenden könne, dass Mütter in Griechenland keine Hebammen und Patienten keine lebenswichtigen Medikamente bekommen könnten, antwortete sie: «Ich denke mehr an die kleinen Kinder in einer kleinen Dorfschule in Niger, die zwei Stunden am Tag Schule haben, während sie sich zu dritt einen Stuhl teilen, und die sehr darauf erpicht sind, eine Ausbildung zu bekommen. Sie sind die ganze Zeit in meinem Kopf. Denn ich glaube, sie brauchen noch mehr Hilfe als die Menschen in Griechenland.»
Verantwortung für die Kinder
Griechische Eltern müssten Verantwortung für ihre Kinder übernehmen, indem sie ihre Steuern zahlten, sagte Lagarde. Die Zeitung fragt auch, ob Lagarde ähnlich wie andere in Europa denke, Griechenland habe es sehr gut gehabt und müsse nun dafür zahlen. Ihre Antwort: «Das ist richtig.» Es sei die Aufgabe des IWF und ihr Job, die Wahrheit zu sagen und den Ländern harte Konditionen aufzuerlegen. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sprach sich dafür aus, den Zeitplan für den von Griechenland verlangten Spar- und Reformkurs zu strecken. Politik sei «immer auch ein dynamischer Prozess», sagte Schulz dem «Tagesspiegel» (Sonntag). (awp/mc/hfu)