IWF-Chefvolkswirt fordert weitere Schritte gegen Euro-Schuldenkrise

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IWF-Sitz in Washington.

IWF-Sitz in Washington

Washington – Der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard, fordert weitere Fortschritte im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise. Im Gespräch mit dem «Handelsblatt» (Freitagsausgabe) sagte er: «Ich würde mir wünschen, dass der Akzent stärker auf die Fragen gesetzt wird:  Wie können wir Staaten in der Eurozone versichern, wie können wir den Euro als Ganzes stärken?» Bei der Eurorettung gehe es aus Sicht des IWF darum, ein Versicherungssystem zu schaffen, keine Transferunion, so Blanchard.

Der IWF-Ökonom regte zudem eine Debatte über den hohen deutschen Handelsüberschuss an. «Die Diskussion sollte nicht lauten: Wir haben einen Überschuss, das zeigt wie stark wir sind.» Besser sei es, sich zu fragen, warum wir überhaupt einen solchen Überschuss wollen. Es könne zwar nicht darum gehen, aus Nächstenliebe mehr zu importieren. Sehr wohl aber sollten sich die Deutschen fragen, ob sie zu wenig investieren und zu viel sparen. Ähnlich hatte sich bereits die jetzige IWF-Chefin Christine Lagarde in ihrer früheren Funktion als französische Wirtschaftsministerin geäussert.

Schuldenkrise könnte wieder aufleben
Blanchard warnte die Europäer ausserdem vor Selbstgefälligkeit. Der Eindruck, das Schlimmste in der Schuldenkrise sei vorbei, könne sich als Täuschung erweisen, so der IWF-Chefvolkswirt. Weitere Strukturreformen seien nötig, um die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Auch in Deutschland seien die Wachstumsaussichten alles andere als eindrucksvoll. Von zentraler Bedeutung sei die Vollendung der europäischen Bankenunion, sagte Blanchard weiter. Der Europäischen Zentralbank rät der IWF-Experte, nach Wegen zu suchen, um kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen. Zugleich bekräftigte er seinen Vorschlag, das Inflationsziel von zwei auf vier Prozent anzuheben, damit die Geldpolitik bei künftigen Krisen mehr Spielraum hat.

US-Streit potenzieller Aufschwungskiller
Den Streit um die Schuldengrenze in den USA bezeichnete Blanchard als potentiellen «Aufschwungskiller»: Sollte sie nicht angehoben werden, «bleibt nichts, wie es war», so die düstere Prognose. Allerdings rechnet der IWF mit einer Einigung im US-Haushaltsstreit.(awp/mc/cs)

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