Beste Aussichten auf den Top-Job beim IWF: Christine Lagarde.
Washington – Im Rennen um die Spitze beim Internationalen Währungsfonds sind nach einer Mitteilung des IWF nur noch der mexikanische Notenbankchef Agustín Carstens und die französische Finanzministerin Christine Lagarde. Wie die UN-Sonderorganisation am Montag in Washington mitteilte, werde der IWF diese beiden Kandidaturen prüfen. Als Favoritin gilt Lagarde.
Der Verwaltungsrat des IWF werde sich mit Lagarde und Carstens treffen und dann die Stärken der Kandidaten diskutieren und eine Entscheidung treffen. Ziel sei es zum 30. Juni einen neuen IWF Chef zu haben, hiess es in der Erklärung weiter. Die Neubesetzung des Postens war nach dem Rücktritt von Dominique Strauss-Kahn nötig geworden. Der Franzose Strauss-Kahn steht im Verdacht, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel sexuell attackiert zu haben. Auf ihn kommt ein Gerichtsverfahren wegen versuchter Vergewaltigung zu.
Würfel zugunsten Lagardes bereits gefallen?
Der Gouverneur der israelischen Zentralbank, Stanley Fischer, wurde in dem Statement des IWF nicht erwähnt. Fischer hatte am Samstag mitgeteilt, er habe seine Kandidatur für den IWF-Chefposten eingereicht. Ein Problem war allerdings das Alter Fischers. Er ist 67 Jahre alt. Laut IWF-Statuten dürfen Kandidaten für das Amt des IWF-Chefs aber nicht älter als 65 sein. Er selbst hält diese Regel für überholt. Ob der IWF aber bereit wäre, sie zu kippen, dazu habe er keine Signale bekommen – weder in die eine noch in die andere Richtung, sagte Fischer der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ/Dienstagausgabe). Als klare Favoritin auf den IWF-Chefposten aber gilt die Französin Lagarde. Viele meinen, dass hinter den Kulissen die Würfel schon zu ihren Gunsten gefallen sind. Die Unterstützung der Europäer für Lagardes Bewerbung gilt als sicher, auch die Länder Afrikas stehen offenbar mittlerweile geschlossen hinter der Französin.
IWF zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen
Dagegen hielten sich bislang vor allem Indien und China zurück. Die USA als grösster Anteilseigner hatten sich bis zuletzt nicht dazu geäussert, wen sie bevorzugen. Nach bisheriger Tradition wird der IWF von einem Europäer geführt, die Weltbank als Schwesterorganisation dagegen von einem US-Amerikaner. Gegen diese Regelung gibt es aber zunehmend Kritik aus den aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien und Südamerika. Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen. Gerade in der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise spielt der Währungsfonds eine wichtige Rolle. Zusammen mit den Europäern schnürte der IWF Milliarden-Rettungspakete für die Schuldensünder Griechenland, Irland und Portugal. Ausserdem entsendet er Teams in Schuldnerländer, die deren Fortschritte überprüfen. (awp/mc/upd/ps)