José Viñals, Chef der IWF-Kapitalmarktabteilung. (© European Communities)
Washington – Der Wandel zu einer strengeren Geldpolitik bei der US-Notenbank stellt die globalen Finanzmärkte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf eine harte Probe. «Dieser Prozess wird beispiellos und kompliziert», erläuterte der Chef der IWF-Kapitalmarktabteilung, José Viñals, anlässlich der Vorlage des neuen Berichts zur weltweiten Finanzstabilität am Mittwoch.
Die Federal Reserve (Fed) müsse ihren langsamen Abschied von der Politik der extremen Niedrigzinsen «klar und zeitlich abgepasst» kommunizieren und an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen knüpfen. Sonst könne es vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu Turbulenzen auf den Finanzmärkten kommen.
Sorgen über Finanzstabilität
Weil schon laut geäusserte Überlegungen der Fed, ihre laufenden massiven Anleihekäufe einzuschränken, seit dem vergangenen Mai zu einem deutlich Abfluss von Kapital aus den aufstrebenden Ländern geführt hätten, gebe es Gründe für «Sorgen über die Finanzstabilität» dort, meinte Viñals. Zugleich sei weltweit die Risikobereitschaft von Investoren gesunken, heisst es in dem Bericht. Insgesamt herrsche mehr als bisher die Gefahr von Liquiditätsengpässen. Die Fed erwirbt derzeit monatlich für 85 Milliarden Dollar (63 Mrd Euro) Staatsanleihen und Immobilienpapiere, um so die Zinsen weiter zu drücken und Investitionen zu erleichtern. Zudem hält sie den Leitzins seit Ende 2008 auf dem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent. Seit Monaten erwarten Experten, dass die Fed auf einen weniger expansiven geldpolitischen Kurs umschwenkt. «Die langfristigen Zinsen könnten über das Ziel hinausschiessen», sagte Viñals. Dadurch könnten etwa auch sogenannte Schattenbanken in Schwierigkeiten geraten. Dabei handelt es sich um Einrichtungen, die nicht wie Banken reguliert werden, aber auch Kredite vergeben und ähnlich hohe Risiken anhäufen können.
Positive Einschätzung der Eurozone
Weitgehend positive Worte findet der Stabilitätsbericht hingegen für die Eurozone. «Umgesetzte Reformen auf nationaler Ebene und wichtige unternommene Schritte zu einer verbesserten Architektur der Währungsunion» hätten sowohl den Staatshaushalten als auch den Banken viel Druck genommen, heisst es. Dennoch würden Kredite wegen der fragmentierten Finanzmärkte noch nicht frei genug fliessen. Ungelöst sei das Problem in den angespannten Volkswirtschaften Italien, Portugal und Spanien, dass der Firmensektor überschuldet sei. Etwa ein Fünftel der gesamten Kreditsumme dort sei untragbar, könne also wohl nicht zurückbezahlt werden. Dass schade den Banken, die Gewinne und in einigen Fällen sogar Kapital verlieren könnten. Dagegen müsse mit politischen Massnahmen vorgegangen werden. Unerlässlich bleibe eine Bankenunion.
Japan muss Reformen angehen
Klare Worte findet der IWF für Japan. Das asiatische Land müsse seine expansive Geldpolitik mit versprochenen Haushalts- und Strukturreformen verknüpfen. Andernfalls seien «erheblich Risiken für die Finanzstabilität» die Folge. (awp/mc/cs)