IWF zunehmend verärgert über EU-Krisenmanagement
IWF-Direktorin Christine Lagarde.
Berlin – Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist laut einem Pressebericht zunehmend verärgert über das Krisenmanagement der Europäer in der Schuldenkrise. In einflussreichen Teilen des IWF gebe es den Wunsch, sich möglichst nicht an weiteren Rettungsmassnahmen für Griechenland zu beteiligen, hiess es in einem Bericht der Tageszeitung «Die Welt» vom Montag.
«Viele Leute im IWF haben die Nase voll», hiess es in EU-Diplomatenkreisen. Die Vertreter des Währungsfonds hätten auch ernsthafte Zweifel, dass Griechenland das Sparprogramm in Höhe von 78 Milliarden Euro in vollem Umfang voll und rechtzeitig umsetzen werde.
Machtkampf in Berlin
Nach Angaben der «Welt» gibt es zudem einen Machtkampf zwischen dem deutschen Kanzleramt und Bundesfinanzministerium über die richtige Strategie in der Schuldenkrise. Das Finanzministerium fordere in internen Debatten einen harten Schuldenschnitt für Griechenland, während sich das Kanzleramt strikt dagegen ausgesprochen habe. Die Berater von Kanzlerin Angela Merkel fürchten im Falle eines harten Schuldenschnitts eine Ausbreitung der Krise auf andere hoch verschuldete Staaten der Eurozone.
Neue Bankenabgabe in Erwägung
Unterdessen würden die Regierungen der 17 Euro-Länder erwägen, den Privatsektor künftig auch über eine neue Bankenabgabe an der Rettung des hochverschuldeten Griechenland zu beteiligen, hiess es weiter in dem «Welt»-Artikel. Die Bankenabgabe solle auch für Kreditinstitute der Euro-Länder gelten, die nicht direkt in Griechenland engagiert sind, schreibt die Zeitung unter Berufung auf hohe Diplomatenkreise, die mit den Verhandlungen vertraut sind. Neben der Bankenabgabe soll der Privatsektor aber auch noch zusätzlich über einen Rückkauf griechischer Staatsanleihen zur Rettung Griechenlands beitragen.
Deutschland plant «Restrukturierungsfonds»
Die deutsche Bundesregierung hatte die Beteiligung des Privatsektors an einem bis zu 120 Milliarden Euro schweren Rettungspaket für Griechenland zur Voraussetzung für weitere Hilfen gemacht. In Deutschland wird erstmals im September eine nationale Bankenabgabe erhoben. Erwartet werden Einnahmen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Das Geld soll in einen «Restrukturierungsfonds» zur Bewältigung künftiger Finanzkrisen in Deutschland fliessen. (awp/mc/ps)