Jan Schoch, CEO EFG Financial Products
Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch
payoff im Gespräch mit Jan Schoch, CEO von EFG Financial Products, über den Start in Singapur, den künftigen Produktfokus in Fernost und den geplanten Börsengang.
payoff: Herr Schoch, seit rund 100 Tagen ist EFG Financial Products am neuen Standort Singapur aktiv. Wie sieht dort inzwischen das operative Setup aus?
Jan Schoch:Aktuell ist ein Team von rund 10 Personen in Singapur präsent. Dieses operiert unter dem Dach der EFG Bank AG, da sich EFG Financial Products noch in einem Lizenzierungsprozess mit den lokalen Regulatoren befindet. Nichtsdestotrotz können wir unser erfolgreiches Geschäftsmodell nun vom Asien-Drehkreuz Singapur aus sehr gut starten.
Gibt es gibt interne Anknüpfungspunkte zum EFG Financial Products Office in Zürich?
Ja, die gibt es auf verschiedenen Ebenen. Dies erlaubt uns, hier – wie übrigens auch an den anderen internationalen Standorten – Synergien zu nutzen.
Wo möchten Sie den Produktfokus in Asien legen?
Die Differenzierung dank Transparenz, Liquidität, Service, Sicherheit und Nachhaltigkeit ist analog zur Differenzierung zum Heimmarkt. Bei der Wahl der Basiswerte und Themen steht aber mehr der asiatische Raum im Fokus. Der traditionelle Produktfokus in Asien liegt im Bereich der Hebelprodukte und kurzfristigen Anlagen. EFG Financial Products erweitert dieses Spektrum mit strukturierten Anlageprodukten, die sich in Europa bewährt haben.
«Wir sind mit sehr viel Engagement in Singapur gestartet»
Jan Schoch, CEO EFG Financial Products
Ist dennoch geplant ein Handelsbuch mit asiatischen Titlen zu starten/zu expandieren, um kompetitive Pricings zu sichern?
EFG Financial Products bietet schon jetzt ein umfangreiches Handelsbuch mit asiatischen Titeln, das über die üblichen Blue-Chip Stocks hinausgeht. Wir bieten somit das gleiche kompetitive Pricing auf Basiswerte im asiatischen Raum an wie auf europäische oder amerikanische Titel. Von diesem Angebot profitieren auch unsere Schweizer Kunden, da hierüber ein einfacher Zugang zu diesem Anlagethema hergestellt werden kann.
Wie kommt der «Newcomer aus Switzerland» bei den Locals an?
EFG Financial Products ist mit sehr viel Engagement in Singapur gestartet und hat mit einem Grossteil der lokalen Community entsprechend Kontakt aufgenommen. Die bisher erhaltenen Reaktionen und die Handelsaktivität sind vielversprechend und es ist klar, dass EFG Financial Products auch in Singapur einen Mehrwert liefern kann.
Wie wird der Vertrieb in Singapur aussehen?
Aus der Sicht von EFG Financial Products ist der Mark in Singapur im Bereich der Strukturierten Produkte, im Unterschied zu Europa, noch nicht im gleichen Masse entwickelt. Der Fokus von EFG Financial Products wird daher darauf liegen, diesen Markt nach den gleichen Grundsätzen aufzubauen, die auch in Europa zum Erfolg geführt haben: Transparenz, Service, Liquidität, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Ziel ist es, EFG Financial Products als den führenden Anbieter von strukturierten Anlageprodukten im asiatischen Raum zu etablieren.
«Derzeit ist kein lokales Listing unserer Produkte in Singapur geplant.»
Welche Ziele sind für das Büro in Singapur gesteckt?
Selbstverständlich haben wir klare betriebswirtschaftliche Vorstellungen am neuen Standort. Uns ist aber in einem ersten Schritt zunächst wichtig, alle Kräfte auf den Geschäftsaufbau zu zentrieren. Nur mit einer soliden, funktionierenden Basis können dann anschliessend relativ schnell Skaleneffekte genutzt werden.
Beabsichtigt EFG FP in Singapur auch Produkte lokal zu listen (SGX Singapur Exchange) oder fokussiert man sich eher auf ein reines OTC-Geschäft?
Derzeit ist kein lokales Listing unserer Produkte in Singapur geplant.
Mit Blick auf Europa: Wie nehmen Sie aktuell die Anlegerstimmung wahr?
Aktuell beschäftigt vor allem die Diskussion um den Fortbestand der europäischen Gemeinschaftswährung und die Schuldenproblematik in einigen EU-Ländern die Anleger. Der Grossteil der Investoren ist aber grundsätzlich positiv gestimmt, was auch an den relativ gut laufenden Aktienmärkten der letzten Monate lag.
Welche Produkte/Strukturen werden derzeit besonders stark nachgefragt?
V
iele Investoren verfolgen weiterhin eine defensive Anlagestrategie, bei der sie vor allem Renditeoptimierungsprodukte auf konservative Basiswerte in ihren Portfolios einsetzen. Nachgefragt sind vor allem Barrier Reverse Convertibles bzw. unterschiedliche Variationen dieser Produktgattung.
«Das IPO wird weiterhin für das laufende Jahr avisiert.»
Wird EFG Financial Products trotz Auslandsexpansionen künftig den Rotstift in gewissen Bereichen ansetzen müssen?
Das erfolgreiche Wachstum der letzten Jahre als Start-Up in einem schwierigen Marktumfeld hat gezeigt, dass unsere strategische Ausrichtung richtig ist. Zu dieser Strategie gehören auch der effiziente Einsatz unserer Ressourcen und eine ausreichende Flexibilität bei ihrer Allokation. Dies wird auch weiterhin trotz Auslandsexpansion der Fall bleiben.
Expansion ist ein gutes Stichwort. Wie sieht der Status zum geplanten Börsengang derzeit aus?
Wie unsere Muttergesellschaft vor wenigen Wochen im Rahmen der Präsentation ihrer Halbjahresergebnisse erneut bestätigt hat, wird das IPO – abhängig von den Marktbedingungen – weiterhin für das laufende Jahr avisiert.
Der Gesprächspartner:
Jan Schoch studierte von 1997 bis 2001 an der Universität St. Gallen, wo er mit dem Master in Finance und Capital Markets abschloss. Bereits während des Studiums arbeitete der Ostschweizer für die SWX Swiss Exchange sowie für J.P. Morgan in London und absolvierte bei Goldman Sachs in Zürich ein Intership im Equity Derivatives Sales Team. Danach durchlief er mehrere Stationen bei Goldman Sachs, wo er das Geschäft mit strukturierten Produkten in der Schweiz aufbaute, und wechselte 2006 zu Lehman Brothers in Zürich, wo er als Head Equity, Commodity and Hybrid Derivatives arbeitete. 2007 war er Gründungspartner der EFG Financial Products. Dort war er bis 2009 Head of Financial Engineering & Distribution. Seit 2009 ist Jan Schoch CEO von EFG Financial Products.
