Japans Notenbank weitet Zinsversprechen aus
Tokio – Die japanische Notenbank hält an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest, hat diese aber zeitlich ausgeweitet. Wie die Bank of Japan am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung in Tokio mitteilte, beträgt der kurzfristige Leitzins unverändert minus 0,1 Prozent. Dieser Satz gilt für einen Teil der Überschussreserven der Geschäftsbanken. Er entspricht damit in etwa dem «Strafzins» den die Europäische Zentralbank (EZB) analog im Euroraum erhebt. Der Zins soll im Wesentlichen die Kreditvergabe der Banken anregen.
Den längerfristigen Kapitalmarktzins will die Bank of Japan weiterhin an der Nullmarke halten. Allerdings gilt hier eine Schwankungsbreite von 0,2 Prozentpunkten nach oben und unten. Die Zentralbank verspricht, ihre Niedrigzinspolitik so lange wie notwendig fortzusetzen. Bisher galt dieses Zinsversprechen nur bis zum kommenden Frühjahr. An den Finanzmärkten wurde die zeitliche Ausweitung als Hinweis verstanden, dass die Geldpolitik im Bedarfsfall weiter gelockert werden kann.
Grösserer geldpolitischer Spielraum als die EZB
Notenbankchef Haruhiko Kuroda bestätigte diese Interpretation vor der Presse. Die Notenbank rudere nicht zurück, vielmehr neige man zu einer noch lockereren geldpolitischen Haltung, sagte er. Der Negativzins könne noch weiter gesenkt werden. In dieser Hinsicht verfüge die Zentralbank über grösseren geldpolitischen Spielraum als die EZB, unterstrich Kuroda.
Die EZB hatte ihren Einlagensatz im September auf minus 0,5 Prozent reduziert, in Japan beträgt er lediglich minus 0,1 Prozent. Ähnlich wie in Japan müssen die Geschäftsbanken im Euroraum nur auf einen Teil ihrer Überschussreserven den Strafzins zahlen.
Preisauftrieb lässt weiter auf sich warten
Hintergrund der extrem lockeren Ausrichtung der Bank of Japan ist, dass die heimische Wirtschaft seit etwa drei Jahrzehnten mit einem ungewöhnlich schwachen Preisauftrieb zurecht kommen muss. Die Notenbank versucht seither, den Preisauftrieb zu stärken, ist daran aber bisher gescheitert. Grundsätzlich besteht die Furcht, dass ein zu schwacher Preisauftrieb in eine Deflation umschlagen kann, was die Wirtschaft schädigen kann. Davon ist in Japan aber bisher nicht besonders viel zu spüren, die Wirtschaftsleistung pro Kopf wächst seit Jahren solide.
Aktuell leidet die exportlastige Wirtschaft Japans jedoch unter der generell schwächeren Weltwirtschaft und dem Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt sind enge Handelspartner Japans, seinerseits die drittgrösste Volkswirtschaft. Die Probleme werden auch in neuen Prognosen der Notenbank deutlich. Die Erwartungen an die Inflation und die Wirtschaftsentwicklung wurden jeweils verringert. (awp/mc/pg)