Japans Zentralbank hält unverändert an lockerer Geldpolitik fest
Tokio – Die japanische Zentralbank hält an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Weder änderte sie etwas an ihrer Zinskurvenkontrolle, mit der sie sowohl die kurz- als auch die langfristigen Kapitalmarktzinsen steuern will. Noch wurden die Mengen an Wertpapieren, die sie regelmässig von den Banken kauft, geändert. Das teilte die Bank of Japan nach ihrer zweitägigen Sitzung am Donnerstag in Tokio mit.
Analysten hatten mehrheitlich mit einer unveränderten Geldpolitik gerechnet. Allerdings hatte es zuletzt immer häufiger Spekulationen gegeben, die Bank of Japan könnte es anderen grossen Notenbanken gleichtun und ihre Ausrichtung weiter lockern. Vor einer Woche hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ein umfangreiches Lockerungspaket verabschiedet, am Mittwoch zog die US-Notenbank Fed mit einer zweiten Zinssenkung in diesem Jahr nach.
Tür für geldpolitische Lockerung bleibt offen
Die Bank of Japan liess die Tür für eine geldpolitische Lockerung aber offen. Sie kündigte an, auf ihrer nächsten Zinssitzung Ende Oktober eine umfangreiche Überprüfung der wirtschaftlichen Lage vorzunehmen. Zudem äusserte sie Sorge, dass sie noch grössere Probleme bei der Erreichung ihres Inflationsziels von zwei Prozent bekommen könnte. Diese Marke hat die Notenbank seit langem nicht mehr erreicht – trotz Zinsen unterhalb der Nulllinie und einer riesigen Geldschwemme in Form von Staatsanleihekäufen.
Ökonomen bezweifeln zunehmend die Wirksamkeit zusätzlicher geldpolitischer Lockerungen rund um den Globus. Hinzu kommt, dass die japanischen Banken seit längerem unter den teils negativen Leitzinsen leiden. Die Bank of Japan versucht, diese Belastung durch Freibeträge und gestaffelte Zinsen zu verringern. Ähnlich geht mittlerweile die EZB in Europa vor.
Weitere Zinssenkung oder Wertpapierverkäufe?
Diskutiert wird unter Ökonomen, wie die japanische Zentralbank ihre Geldpolitik weiter lockern könnte, ohne das Bankensystem zu überlasten. Als eine Möglichkeit gilt eine weitere Zinssenkung noch tiefer in den Negativbereich bei gleichzeitiger Ausweitung der Entlastungsmassnahmen für die nationalen Banken.
Eine andere Option wäre, über gezielte Westpapierkäufe eine steilere Zinskurve zu erreichen. Die flache Zinsstruktur lastet auf der Fristentransformation der Banken und erschwert ihnen ihr klassisches Geschäft der Einlagengenerierung und Kreditvergabe. Eine Überlegung lautet, dass die Notenbank mehr kurz- anstatt langfristiger Staatsanleihen erwerben oder letztere sogar veräussern könnte. Fachleute sprechen von einer «umgekehrten Operation Twist» – in Anlehnung an ein Vorgehen von der US-Notenbank Fed während der Finanzkrise. (awp/mc/ps)