Tokio / Frankfurt – Japans Zentralbankchef Haruhiko Kuroda soll weitere fünf Jahre an der Spitze der Bank of Japan absolvieren. Wie am Freitag bekannt wurde, ist der 73-Jährige von der Regierung für eine weitere Amtszeit nominiert worden. Die Nominierung Kurodas, die von Notenbank-Experten überwiegend erwartet wurde, muss noch durch beide Kammern des japanischen Parlaments bestätigt werden.
Eine zweite Amtszeit Kurodas spräche für weitgehende Kontinuität in der geldpolitischen Linie der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt. Es wird allgemein erwartet, dass Kuroda die extrem lockere Geldpolitik der vergangenen Jahr noch eine ganze Zeit lang fortsetzen würde. Sie ist Teil der nach Regierungschef Shinzo Abe benannten Strategie «Abenomics», die mit billigem Zentralbankgeld, höheren Staatsausgaben und wirtschaftlichen Reformen die japanische Wirtschaft anschieben will.
Als Zeichen der Kontinuität gelten auch die Nominierungen zweier weiterer Notenbanker. Stellvertreter Kurodas soll zum einen der 62-jährige Masayoshi Amamiya werden, der seit vielen Jahrzehnten für die Bank of Japan tätig ist, zuletzt als geschäftsführender Direktor. Zum anderen wurde der 53 Jahre alte Ökonom Masazumi Wakatabe nominiert. Er gilt, ähnlich wie Kuroda, als Befürworter einer sehr lockeren Geldpolitik.
Notorisch schwache Inflation
Kuroda hat in seiner bis April laufenden ersten Amtszeit seit 2013 zahlreiche weitreichende Entscheidungen getroffen. Dazu gehören die bis heute anhaltende Geldschwemme in Form massiver Wertpapierkäufe, die Einführung von Negativzinsen und die neuartige Steuerung der Zinskurve. Hauptziel dieser Massnahmen ist das Anfachen der Inflation, deren chronische Schwäche von der Notenbank als Wachstumsbremse angesehen wird. Gelungen ist dies bisher nicht.
Würde Kuroda erwartungsgemäss durch beide Parlamentskammern bestätigt und eine weitere volle Amtszeit absolvieren, wäre er mit deren Ablaufen 78 Jahre alt. Dann wäre er der am längsten im Amt befindliche Notenbankchef Japans. Einige Notenbankbeobachter hatten im Vorfeld der Nominierung das bereits fortgeschrittene Alter Kurodas als Argument gegen eine weitere Amtszeit angeführt. (awp/mc/pos)