JPMorgan-Analysten sehen keine Gefahr für Europas Banken durch Stresstest
London – Die Banken-Analysten der US-Grossbank JPMorgan sehen keine grosse Gefahr für Europas Kreditinstitute bei den laufenden Stresstests. Sie erwarten auf Basis der ihnen vorliegenden Daten, dass keine Bank durchfallen wird, wie sie in einer am Dienstag veröffentlichten Studie schreiben. Die Experten spielten für ihre Studie den Stresstest der Aufseher für 34 Institute durch. Trotz des angenommenen harschen Wirtschaftseinbruchs mit einem Verfall der Immobilienpreise rutschte dabei keine Bank unter die Mindestkapitalquote von 5,5 Prozent.
Im Schnitt blieben die Institute sogar bei 8,7 Prozent auf Basis der bis 2016 geltenden Regeln zur Berechnung des Kapitals. Nur unter Annahme der erst 2019 voll gültigen und weiter verschärften Vorgaben dürften vier Institute Probleme bekommen, das sind die italienische Monte dei Paschi, die portugiesische BCP und die beiden griechischen Instituten Piräus Bank und Eurobank. Da diese weitgehenden Anforderungen aber noch nicht im Test angewendet werden, rechnen die JPMorgan-Experten nicht damit, dass wegen der Tests die Banken zu neuen Kapitalmassnahmen gezwungen werden könnten. Allerdings dürften in dem Test, der eine dreijährige Rezession bis 2016 simuliert, die Banken in Südeuropa keine Gewinne mehr erzielen.
Böse Überraschungen ausschliessen
Die Europäischen Zentralbank und die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA überprüfen derzeit gemeinsam die europäischen Grossbanken auf ihre Stabilität in Krisenzeiten. Bei den Banken der Eurozone schaute die EZB zudem tief in die aktuellen Bilanzen, um dort weitere Altlasten aufzuspüren. Damit will sie böse Überraschungen ausschliessen, wenn sie am 4. November die Oberaufsicht über die Branche in der Währungsunion übernimmt.
«Der EZB-Stresstest sollte ein positives Ereignis sein», schreiben die JPMorgan-Analysten. Sie gehen davon aus, dass nach den für die zweite Oktoberhälfte erwarteten offiziellen Ergebnissen die Kurse der Banken an den Börsen zulegen werden. Die geringsten Kapitalrückgänge im Stresstest erwarten die Experten bei der niederländischen ING . Bei der Deutschen Bank rechnen sie zwar einen herben Einbruch der derzeit komfortablen Kapitalpuffer, bleiben aber insgesamt optimistisch. Bestehende neue Kapitalsorgen seien übertrieben.
Die JPMorgan-Analysten für die europäischen Banken um Teamleiter Kian Abouhossein gelten als stets sehr gut informiert. So äusserten sie etwa in der Vergangenheit frühzeitig Bedenken über die lange dünne Kapitalausstattung der Deutschen Bank, bis diese schliesslich im zweiten Quartal zu einer grossen Kapitalerhöhung griff und sich so rund 8,5 Milliarden Euro frisches Geld besorgte. (awp/mc/ps)