New York – Die US-Grossbank JPMorgan Chase büsst für ihre Rolle bei den Betrügereien des Börsenmaklers Bernard Madoff. Das Wall-Street-Institut muss 1,7 Milliarden Dollar an die Opfer des Schneeballsystems zahlen, wie die Staatsanwaltschaft im New Yorker Stadtteil Manhattan bekanntgab. Die Bank habe es versäumt, verdächtige Aktivitäten zu melden. Madoff selbst hatte JPMorgan mehrfach vorgeworfen, bei seinen Geschäften weggeschaut zu haben, um über Gebühren daran mitzuverdienen.
Es handle sich um die höchste Summe, die eine Bank jemals bei einem derartigen Vergehen gezahlt habe, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Sie verpflichtete das Wall-Street-Haus zugleich, seine Geldwäsche-Kontrollen zu überarbeiten.
Grösster Anlagebetrug aller Zeiten
Madoff hatte vermeintliche Traumgewinne von Investoren mit dem frischen Geld neuer Anleger bezahlt. JPMorgan war über rund zwanzig Jahre seine Hausbank. Über die Konten des Geldhauses wurde ein Grossteil der Geschäfte abgewickelt.
In der Finanzkrise 2008 brach Madoffs Investmentfirma schliesslich zusammen. Die Depots der Anleger wiesen zu dem Zeitpunkt auf dem Papier einen Wert von 65 Milliarden Dollar aus, aber nur 300 Millionen Dollar waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft vorhanden. Es war der grösste Anlagebetrug aller Zeiten.
Weitere Strafe möglich
Ein Gericht hatte Madoff im Juni 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. JPMorgan blieb damals unbehelligt. Seit einiger Zeit räumt Bankchef Jamie Dimon jedoch bei den Verfehlungen in seinem Haus auf. So büsste JPMorgan für fragwürdige Hypothekengeschäfte und das Spekulationsdesaster um einen Händler mit dem Spitznamen «Wal von London». Insgesamt blätterte die Bank im vergangenen Jahr fast 20 Milliarden Dollar hin, um staatliche Ermittlungen abzuschliessen.
Seit kurzem deutete sich auch eine Lösung für den Fall Madoff an, erst am Vortag hatten Zeitungen über eine bevorstehende Milliardenzahlung berichtet. Zu den Entschädigungen für die Opfer kann nach Angaben von US-Medien noch eine Strafe der Aufsichtsbehörden wegen mangelnder Kontrollen kommen.
9,5 Mrd Dollar wiederbeschafft
Ein Treuhänder hat den Opfern des Betrugs bis heute 9,5 Milliarden Dollar über Vergleiche und Klagen gegen Madoffs Geschäftspartner wiederbeschafft. Das ist etwa die Hälfte der Gelder, die Anleger in das Schneeballsystem gesteckt und tatsächlich verloren hatten. (awp/mc/pg)