New York – Die US-Grossbanken JPMorgan Chase, Citigroup und Wells Fargo haben im zweiten Quartal trotz eines schwächelnden Kapitalmarktgeschäfts kräftig verdient. Sprudelnde Einnahmen im Privat- und Firmenkundengeschäft konnten Einbussen im lukrativen Handel mit Wertpapieren, Rohstoffen und Devisen abfedern. Das geht aus den am Freitag veröffentlichten Finanzberichten hervor. Die Anleger zeigten sich dennoch vergrätzt: Die Aktien von Banken fielen kurz nach Handelsstart an der Wall Street ans Ende der Indizes mit Verlusten von um die 2 Prozent.
Dabei war beim US-Branchenführer JPMorgan der Quartalsgewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 7,0 Milliarden Dollar (6,1 Mrd Euro) gestiegen. «Den US-Verbrauchern geht es gut», sagte Bankchef Jamie Dimon. Das zeige sich im Privatkundengeschäft. Kredite und Spareinlagen wüchsen, zudem wickle die Bank mehr Transaktionen für Einzelhändler ab, und Kunden nutzten ihre Kreditkarten häufiger. Bei der Beratung von Börsengängen und Übernahmen lief es ebenfalls gut. Flaute herrschte hingegen in der Handelssparte, zuvorderst beim Geschäft mit Anleihen. Der Grund: Die Märkte beruhigten sich nach turbulenten Monaten mit Brexit-Votum und US-Wahlen wieder, es wurden weniger Transaktionen getätigt.
Citigroup und Wells Fargo
Auch Rivale Citigroup konnte ein schwächeres Kapitalmarktgeschäft durch Zuwächse in anderen Sparten abfedern. Die Bank profitierte von anziehender Kreditvergabe, die steigenden Zinsen in den USA spielten dem Geldhaus dabei in die Karten. So lief das Privat- und Firmenkundengeschäft in weiten Teilen besser, wenngleich die Bank mehr Geld durch faule Kredite verlor. Unterm Strich blieben 3,9 Milliarden Dollar (3,4 Mrd Euro) Gewinn hängen. Das war mehr als von Analysten erwartet, aber weniger als die 4,0 Milliarden Dollar aus dem Vorjahreszeitraum.
Der von einem Skandal um fingerte Konten erschütterte US-Kreditriese Wells Fargo steigerte den Gewinn indes überraschend deutlich. Der Überschuss wuchs im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar (5,1 Mrd Euro). Die Erwartungen der Analysten wurden damit übertroffen. Wells Fargo kam zugute, dass sich das Geldhaus traditionell aufs Privatkundengeschäft konzentriert und sich weitgehend vom Handel an den Kapitalmärkten zurückhält. Doch dafür belastet die Affäre um Scheinkonten das Institut weiter.
Zahlenreigen geht weiter
Wells Fargo hatte im September eingeräumt, dass Angestellte unter hohem Verkaufsdruck über Jahre in grossem Stil von Kunden unautorisierte Spar- und Kreditkarten-Konten eingerichtet hatten. Es folgten zahlreiche Entlassungen, ein Einbruch im Neugeschäft sowie millionenschwere Strafen von US-Behörden und Vergleiche mit Sammelklägern. Der Fall ist noch nicht ausgestanden – Aufseher ermitteln weiter. US-Notenbankchefin Janet Yellen hat den Skandal diese Woche als «ungeheuerlich» bezeichnet und stellte weitere Sanktionen in Aussicht.
In der kommenden Woche geht der Zahlenreigen weiter, dann legen die Bank of America sowie die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley ihre Ergebnisse offen. Die Deutsche Bank ist in der letzten Juli-Woche an der Reihe und die Commerzbank in der ersten August-Woche. (awp/mc/pg)
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