JPMorgan droht Rekordstrafe wegen Hypothekengeschäften

Jamie Dimon

JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

New York – Der US-Vorzeigebank JPMorgan droht Kreisen zufolge eine Rekordstrafe wegen dubioser Hypothekengeschäfte. Dies wäre ein weiterer empfindlicher Schlag für den Ruf der Bank. Die für Immobilienfinanzierungen zuständige Behörde FHFA fordert mindestens 6 Milliarden Dollar Schadensersatz, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg und die «Financial Times» (Dienstag) übereinstimmend aus Finanzkreisen berichteten. Das Institut soll den halbstaatlichen Immobilienfinanzieren Fannie Mae und Freddie Mac vor der Finanzkrise Hypothekenepapiere im Volumen von 33 Milliarden Dollar angedreht haben und dabei bewusst falsche Angaben über deren Qualität gemacht haben.

Für JPMorgan wäre es die höchste Strafe einer Behörde überhaupt. FHFA und die Bank wollten sich nicht zur Höhe der Schadensersatzforderung äussern. Die Behörde hatte JPMorgan und 17 weitere Banken, darunter auch die Deutsche Bank , 2011 wegen der mutmasslichen Betrügereien beim Verkauf der Immobilienpapiere verklagt. Fannie Mae und Freddie Mac waren in der Finanzkrise in Schieflage geraten und mussten für 187,5 Milliarden Dollar vom Staat gerettet, davon sind inzwischen 105 Milliarden dank der Erholung auf dem US-Häusermarkt zurückgeflossen.

Auch andere Banken betroffen
Die UBS hatte im Sommer den Fall gegen eine Zahlung von 885 Millionen Dollar aus der Welt geschafft. Zuvor hatten bereits die Citigroup und eine Tochter von General Electric sich mit der Behörde auf Strafzahlungen geeinigt, deren Höhe allerdings unter Verschluss blieb.

Bei JPMorgan wiegen die Vorwürfe viel schwerer als bei der UBS. Die grösste US-Bank soll Hypothekenpapiere im Umfang von 33 Milliarden Dollar an Fannie Mae und Freddie Mac losgeschlagen haben – das ist fünf Mal so viel wie die Schweizer. Umstritten ist, inwiefern JPMorgan tatsächlich für die Geschäfte verantwortlich ist. Einen Grossteil der Immobilienanleihen hatten die Banken Washington Mutual und Bear Stearns vor der Finanzkrise verkauft. Sie waren erst 2008 von JPMorgan übernommen worden. Bankchef Jamie Dimon hatte daher zuletzt erklärt, dass sein Haus nicht für deren Fehler verantwortlich gemacht werden könne.

Mehrere Milliarden Dollar für Rechtsstreits
JPMorgan gilt eigentlich als einer der grossen Gewinner der Finanzkrise. Doch inzwischen drohen zahlreiche Rechtsstreitigkeiten den Ruf des Instituts zunehmend zu beschädigen. Das Risiko aus laufenden Klagen gegen die Bank bezifferte das Institut zuletzt auf 6,8 Milliarden US-Dollar. Das Institut räumte aber zugleich ein, dass dieser Betrag womöglich nicht ausreichen könnte. Damit steht es unter den US-Grossbanken an der Spitze. Seit 2011 hat JPMorgan fast 8 Milliarden Dollar für die Beilegung von Rechtsfällen gezahlt, mehr musste nur die Bank of America auf den Tisch legen.

Besonders verheerend für die Reputation von JPMorgan waren die Frühjahr 2012 bekanntgewordenen fehlgeschlagenen Zockereien einer Londoner Sparte des Investementbankings. Diese hatten ein Loch von 6,2 Milliarden Dollar in die Bilanz von JPMorgan gerissen. Dennoch verdiente das Institut mit 21,3 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr so viel wie noch in seiner Geschichte. Gegen die Bank laufen seitdem Ermittlungen, ob sie und die Händler Risiken und Verluste zunächst bewusst verschleierten und Gesetzesverstösse vorliegen. (awp/mc/ps)

 

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