JPMorgan-CEO Jamie Dimon.
New York – Die US-Bank JPMorgan hat ihren Gewinn trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten im dritten Quartal überraschend stabil gehalten. Dazu griff das Management in die Trickkiste der Bilanzierung und bewertete die bestehenden Verbindlichkeiten des Instituts neu.
Der Überschuss erreichte dadurch mit 4,3 Milliarden Dollar fast den Vorjahreswert von 4,4 Milliarden, wie die Bank am Donnerstag in New York mitteilte. Dank des Buchhaltungseffekts schnitt die Bank auch besser ab als von Analysten erwartet. Die Aktie verlor vorbörslich mehr als ein Prozent.
Schuldenkrise schlägt durch
Im eigentlichen Geschäft schlug die Staatsschuldenkrise durch. Bankchef Jamie Dimon sprach von einem «herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld». Allein die Gebühreneinnahmen im Investmentbanking gingen um fast ein Drittel zurück. Dass das Gesamtergebnis dennoch beinahe stabil blieb, war dem milliardenschweren Buchhaltungseffekt und einem gut laufenden Privatkundengeschäft zu verdanken, wie Dimon selbst klarstellte. Alleine die Neubewertung der Verbindlichkeiten trieb den Gewinn vor Steuern um 1,9 Milliarden und nach Steuern um 1,2 Milliarden Dollar nach oben. Möglich wird dies ausgerechnet, weil die Bank wegen der schlechteren Lage der Branche für aufgenommenes Geld inzwischen höhere Risikoaufschläge bezahlen muss als noch vor einigen Monaten. Zum Bilanzstichtag hat JPMorgan auch die schon länger bestehenden Kredite zu den aktuellen Bedingungen bewertet. Den Vorteil der alten Kreditkonditionen gegenüber den neuen konnte sie sich nun als Gewinn gutschreiben.
Privatkundengeschäft treibt Gewinn
«Unser Privatkundengeschäft hat eine gute Leistung gezeigt», sagte Dimon. Mit Kreditkarten verdient die Bank schon seit einiger Zeit wieder gutes Geld. Zudem hat sich die Zahlungsmoral der Hypotheken-Schuldner deutlich gebessert. In der Wirtschaftskrise hatten viele Hausbesitzer ihre Raten nicht mehr begleichen können, JPMorgan und andere Institute mussten Milliarden Dollar in den Wind schreiben. Die Rückstellungen für faule Kredite lagen auch jetzt mit 2,4 Milliarden Dollar um ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Allerdings fielen sie deutlich höher aus als die 1,8 Milliarden aus dem zweiten Quartal.
Schlechtes Vorzeichen
JPMorgan ist die erste US-Grossbank, die ihre Zwischenbilanz veröffentlicht hat. Wegen seiner breiten Aufstellung gilt das Institut als Barometer für die gesamte Branche. Dass die Schuldenkrise mittlerweile auch sie trifft, ist ein schlechtes Vorzeichen: Kein anderes Haus an der Wall Street gilt als derart krisenfest – und auch weltweit gibt es nur eine Handvoll Banken, die sich mit JPMorgan messen können. Selbst in der Finanzkrise schrieb die Bank gute Gewinne. Die Erträge – die Einnahmen der Bank – blieben annähernd stabil bei 24,4 Milliarden Dollar. In der kommenden Woche legen unter anderem die Citigroup , die Bank of America und Goldman Sachs ihre Zwischenbilanzen vor.
Vorbild für Deutsche Bank
Mit der Mischung aus Investmentbanking und Privatkundengeschäft gilt JPMorgan als Vorbild für die Deutsche Bank . Deren Chef Josef Ackermann hat die Postbank auch deshalb übernommen, um die Abhängigkeit vom risikoreichen Investmentbanking zu reduzieren. Ob sich der Schachzug ausgezahlt hat, wird die Bilanzvorlage der Frankfurter am 25. Oktober zeigen. Ackermann hat die Erwartungen aber bereits gedämpft. Angesichts der Turbulenzen auf den Märkten kassierte er das Gewinnziel von zehn Milliarden Euro vor Steuern im Gesamtjahr und kündigte überdies den Abbau von 500 Stellen an. Dagegen hat JPMorgan selbst in diesen unsicheren Zeiten seine Mannschaft noch aufgestockt. Von Juli bis September kamen fast 6.600 Leute neu hinzu, womit die Bank insgesamt 256.700 Mitarbeiter beschäftigte. Die Bank unterhält Filialen in den ganzen USA und auch über die Grenzen hinaus. (awp/mc/upd/ps)