JPMorgan-CEO Jamie Dimon.
New York – Die US-Grossbanken sind stark ins neue Jahr gestartet. Sowohl der amerikanische Branchenprimus JPMorgan Chase als auch der bei Privatkunden starke Rivale Wells Fargo konnten im ersten Quartal beachtliche Milliardengewinne einfahren. Die Schuldenkrise in Europa und die wirtschaftlichen Sorgen in den Vereinigten Staaten rückten in den Hintergrund. Das gebeutelte Investmentbanking erlebte eine Renaissance.
JPMorgan-Chef Jamie Dimon, einer der einflussreichsten Banker des Landes, sprach am Freitag in New York von einer «soliden Leistung» seines Hauses. Das hat vor allem zwei Gründe: Das Kreditgeschäft läuft rund, seitdem die Arbeitslosigkeit in den USA sinkt und die Menschen ihre Hypotheken pünktlicher abstottern sowie wieder häufiger mit Kreditkarte zahlen. Auch das Kapitalmarktgeschäft lebt auf, nachdem die Börsen sich aus der Schockstarre der europäischen Schuldenkrise gelöst haben.
Deutliche Gewinnsteigerung im Vergleich zu Q4 2011
JPMorgan verdiente unterm Strich 5,4 Milliarden Dollar oder umgerechnet 4,1 Milliarden Euro. Das waren zwar 3 Prozent weniger als im starken Vorjahresquartal, doch im Vergleich zum problematischen Schlussquartal 2011 ging es um 44 Prozent nach oben. Im vergangenen Jahr war der Gewinn der Bank angesichts der Turbulenzen auf den Kapitalmärkten kontinuierlich zurückgegangen.
Wells Fargo mit Quartalsgewinn von 4,3 Mrd Dollar
Unter den Turbulenzen hatten auch die meisten anderen grossen Institute gelitten. Eine der wenigen Ausnahmen bildete Wells Fargo, die nur im geringen Masse Investmentbanking betreibt und sich stattdessen auf die Privatkunden fokussiert. Im ersten Quartal stand unter dem Strich ein Gewinn von 4,3 Milliarden US-Dollar und damit 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Bank in San Francisco mitteilte. Wells Fargo verdiente vor allem mit neuen Hypotheken mehr Geld, während gleichzeitig die Kreditausfälle zurückgingen.
Das Abschneiden der zwei Branchenriesen dürfte als gutes Zeichen für die gesamte Branche gelten. In der kommenden Woche legen die Citigroup , die Bank of America und Goldman Sachs ihre Zwischenbilanzen vor. In zwei Wochen (26. April) ist dann die Deutsche Bank an der Reihe, die Commerzbank folgt am 9. Mai.
Stark im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft
JPMorgan gilt in vielen Bereichen als Vorbild. Die Amerikaner besitzen sowohl ein starkes Investmentbanking als auch ein bedeutendes Privatkundengeschäft. Diese breite Aufstellung hatte sich angesichts der Schwankungen auf den Finanzmärkten in der jüngeren Vergangenheit bewährt. Die Erträge der Bank – die gesamten Einnahmen – legten im Auftaktquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf 26,7 Milliarden Dollar zu, gegenüber dem schwachen Vorquartal betrug das Plus sogar 24 Prozent.
Der Gewinn wurde indes von einer Reihe von Sondereffekten verzerrt: So löste JPMorgan Reserven für faule Kredite auf, was das Vorsteuerergebnis um 1,8 Milliarden Dollar in die Höhe trieb. Ein Vergleich um die übernommene US-Sparkasse Washington Mutual brachte 1,1 Milliarden Dollar. Dagegen musste die Bank weitere 2,5 Milliarden Dollar für Rechtsstreitigkeiten zurückstellen. Die Kritik an fehlerhaften Hauspfändungen will nicht verstummen. 0,9 Milliarden Dollar gingen durch die Neubewertung alter Schulden flöten.
Mit Zuversicht in die Zukunft
«Wir haben ein Fundament, das felsenfest ist», versicherte Bankchef Dimon, «egal was die Zukunft bringt.» JPMorgan hatte bereits die Finanzkrise von 2008 weitgehend unbeschadet überstanden. Auch Wells-Fargo-Chef John Stumpf betonte, seine Bank habe gute Leistungen «in den unterschiedlichsten wirtschaftlichen Umfeldern» gezeigt. Die Aktien beider Banken fielen im frühen New Yorker Handel allerdings zwischen 1 und 2 Prozent. (awp/mc/pg)