JPMorgan mit Rekordgewinn von 31 Mrd Dollar
New York – Die grösste US-Bank JPMorgan hat 2018 dank guter Geschäfte an den Finanzmärkten, der breiten Aufstellung und niedrigeren Steuern so viel verdient wie noch nie. Daran konnte auch das relativ schwache Geschäft an den Anleihemärkten zum Jahresende hin nichts ändern. Der Gewinn stieg um 36 Prozent auf fast 31 Milliarden Dollar (27 Mrd Euro), wie die Bank am Dienstag in New York mitteilte. Die Erträge legten um etwas mehr als sechs Prozent auf etwas mehr als 111 Milliarden Dollar zu.
Die von Bloomberg befragten Experten hatten allerdings mit einem noch besseren Ergebnis gerechnet. Vor allem die Sparte mit dem Handel von Anleihen, Währungen und Rohstoffen, auf die Investoren ein besonderes Augenmerk haben, enttäuschte. So schwach wie im vierten Quartal war sie seit der Finanzkrise nicht mehr. Die Aktie der mit einem Börsenwert von deutlich mehr als 300 Milliarden Dollar teuersten Bank der Welt gab vorbörslich zuletzt um knapp drei Prozent nach.
Herausforderndes Schlussquartal
Das Abschlussquartal sei herausfordernd gewesen, sagte Bankchef Jamie Dimon. Aber trotz der Probleme in den letzten Monaten des Jahres habe die Bank ein zufriedenstellendes Ergebnis im Anleihegeschäft erzielt. Zudem lief es in praktisch allen anderen Bereichen glänzend. «2018 war einmal mehr ein starkes Jahr für die Bank mit einem Rekord bei den Erträgen und beim Gewinn», sagte er und betonte dabei, dass es selbst ohne die Effekte der von US-Präsident Donald Trump initiierten Steuerreform ein Rekordergebnis gegeben hätte.
Das 2018er-Ergebnis der grössten US-Bank zeigt einmal mehr deutlich wie weit die US-amerikanischen Häuser bis auf wenige Ausnahmen der internationalen Konkurrenz enteilt sind. Die anderen US-Banken verdienen zwar nicht so viel wie JPMorgan, aber die Citigroup hatte am Montag einen Gewinn von rund 18 Milliarden Dollar gemeldet – bei Wells Fargo sind es nach Angaben vom Dienstag 21 Milliarden Dollar.
In den kommenden Tagen legen noch die Bank of America und Goldman Sachs (beide Mittwoch) sowie Morgan Stanley (Donnerstag) ihre Jahreszahlen vor – auch hier werden zum Teil zweistellige Milliardengewinne erwartet. Die europäischen Banken legen dann in den kommenden Wochen ihre Ergebnisse für 2018 vor – die Deutsche Bank ist zum Beispiel am 1. Februar dran. Die Commerzbank folgt am 14. Februar.
Derzeit kann eigentlich nur die britische HSBC mit ihrem starken Standbein in Asien mit den Amerikanern Schritt halten. Für die Deutsche Bank, die vor der Finanzkrise zumindest noch in Schlagdistanz zu den meisten amerikanischen Häusern war, ist der Vergleich schmerzlich. Bei der grössten deutschen Bank erwarten die Analysten derzeit im Schnitt gerade mal einen Überschuss von zirka 400 Millionen Euro – so viel Geld hatte JPMorgan im vergangenen Jahr an gerade mal an fünf Arbeitstagen verdient.
Weitere Gewinne erwartet
Und das Ende der Fahnenstange ist nach Einschätzung der Experten noch nicht erreicht. Die von Bloomberg erfassten Analysten rechnen in den kommenden Jahren bei JPMorgan mit weiter steigenden Gewinnen – wenn auch nicht mehr so rasant wie im vergangenen Jahr. Bis 2021 soll der Überschuss bei US-Bank bis auf knapp 36 Milliarden Dollar steigen. So hohe Gewinne sind selbst bei gut laufenden europäischen Banken wie der BNP Paribas , HSBC oder der Santander nicht im Ansatz zu erwarten.
Ein Grund für die grossen Unterschiede zwischen den europäischen und US-amerikanischen Häusern ist der unterschiedliche Ansatz bei den Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise. So zwang die US-Regierung auch vermeintlich gesunden Häusern wie JPMorgan Staatshilfe auf und konnte so schneller Veränderungen durchsetzen. Die US-Banken konnten sich so schneller auf das neue Umfeld einstellen und reagieren. Zudem lockerte US-Präsident Donald Trump zuletzt die Vorgaben für US-Banken wieder und senkte die Steuern.
Zudem hilft den US-Häusern, dass sie mit dem US-Markt einen wesentlich stärkeren Heimatmarkt haben. In Europa ist der Bankenmarkt nach wie vor sehr zersplittert – da der Finanzmarkt nach wie vor nicht einheitlich ist, kam es in den vergangenen Jahren nicht zu der von vielen Experten erachteten notwendigen Konsolidierung unter europäischen Banken. Selbst grosse und profitable Häuser wie die französische BNP Paribas oder die spanische Santander tun sich deshalb vor allem im Privatkundengeschäft schwer, europaweit flächendeckend präsent zu sein. (awp/mc/ps)