JPMorgan mit Rekordgewinn

Jamie Dimon

JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

New York – Verkehrte Welt an der Wall Street: Obwohl die Schuldenkrise tobt, hat die führende US-Bank JPMorgan Chase im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn eingefahren. Dabei zehrte das Wall-Street-Institut aber vor allem von den guten Geschäften zu Jahresbeginn 2011. In der zweiten Jahreshälfte hinterliessen die Schuldenkrise und die sich abkühlende Weltwirtschaft ihre Spuren in der Bilanz des Branchenprimus.

Im Gesamtjahr stieg der Gewinn um 9 Prozent auf unterm Strich annähernd 19 Milliarden Dollar. Soviel hatte die Bank noch nie verdient. «Ich bin stolz auf die Arbeit unserer 260.000 Mitarbeiter», erklärte Firmenchef Jamie Dimon am Freitag in New York. JPMorgan hatte vom Niedergang so manches Konkurrenten profitiert und vor allem das Privatkundengeschäft mit neuen Filialen ausgebaut. Die Zahl der Beschäftigten kletterte um 8 Prozent.

Gewinne nur die halbe Wahrheit

Dagegen schrumpfte die Anzahl nur der Investmentbanker leicht von 26.300 auf 26.000. Das spiegelt die neue Realität in der Bankenwelt wider: Das lange Zeit hochprofitable Geschäft rund um die Finanzmärkte läuft seit dem Hochkochen der Schuldenkrise schleppender. Der Gewinn in der Sparte halbierte sich im Schlussquartal und liess auch den Konzerngewinn am Jahresende um fast ein Viertel auf 3,7 Milliarden Dollar schrumpfen. Die Gewinne sagen aber nur die halbe Wahrheit. Zahlreiche legale Buchungstricks hatten die Bilanzen der Banken im vergangenen Jahr aufgehübscht. Die Experten schauen deshalb auf die Erträge der Bank, also die reinen Einnahmen. Und die sind bei JPMorgan auch im Gesamtjahr um 5 Prozent auf rund 100 Milliarden Dollar zurückgegangen. Im Schlussquartal fielen sie sogar um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Rückgang des Geschäfts trifft auch Boni
Einen derartigen Rückgang bekommen die Investmentbanker auf ihrem eigenen Konto zu spüren, weil sich ein grosser Teil ihres Gehalts am Erfolg oder Misserfolg ihres Arbeitgebers bemisst – die in der Öffentlichkeit so oft kritisierten Boni. Die Finanzjongleure bekamen fürs vergangene Jahr im Schnitt rund 342.000 Dollar nach 370.000 Dollar im Jahr 2010. Der Rekordgewinn kommt bei Ihnen also nicht an. Die Aktie verlor vorbörslich 3 Prozent an Wert.

Schlechtes Vorzeichen
JPMorgan ist die erste US-Grossbank, die ihre Bilanz fürs Gesamtjahr veröffentlicht hat. Dass die Schuldenkrise auch sie so deutlich trifft, ist ein schlechtes Vorzeichen: Kein anderes Haus an der Wall Street gilt als derart krisenfest – und auch weltweit gibt es nur eine Handvoll Banken, die sich mit JPMorgan messen können. Selbst in der Finanzkrise schrieb die Bank gute Gewinne. Am Dienstag nächster Woche legen nun Wells Fargo und die Citigroup ihre Zahlen vor, am Mittwoch Goldman Sachs und am Donnerstag schliesslich die Bank of America und Morgan Stanley. In Europa beginnt die sogenannte Bilanzsaison etwas später. Die Deutsche Bank ist am 2. Februar an der Reihe. Mit der Mischung aus Investmentbanking und Privatkundengeschäft gilt JPMorgan als Vorbild für die Deutsche Bank. (awp/mc/upd/ps)

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