JPMorgan-CEO Jamie Dimon. (Foto: By Steve Jurvetson – Flickr: Jamie Dimon, CEO of JPMorgan Chase, CC BY 2.0)
New York – Die amerikanische Grossbank JPMorgan lässt sich von den Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten kaum bremsen. Im zweiten Quartal schmolz der Gewinn unter dem Strich gerade einmal um gut ein Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar ab, wie der US-Branchenprimus am Donnerstag in New York mitteilte. Analysten hatten mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Die Erträge – also die gesamten Einnahmen der Bank – legten überraschend um 2,8 Prozent auf 25,2 Milliarden Dollar zu.
«Wir bleiben eine Quelle der Stärke für unsere Kunden», sagte JPMorgan-Chef Jamie Dimon. Aktien des Geldhauses legten vorbörslich gut zwei Prozent zu. Seit Jahresbeginn haben sie trotz der grossen Turbulenzen an den Kapitalmärkten gerade einmal rund vier Prozent an Wert verloren und sind damit klar führend unter den grossen US-Banken. Zum Vergleich: Aktien der Deutschen Bank sind um rund 40 Prozent eingebrochen.
Höhere Kreditnachfrage auf dem Heimmarkt
JPMorgan profitierte im zweiten Quartal von einer deutlich gestiegenen Kreditnachfrage im eigenen Land. Das liess den Gewinn im Privatkundengeschäft wachsen. Zudem sanken die Kosten. Einen kräftigen Sprung machte die Handelssparte nach einem schwachen Ergebnis vor einem Jahr. Allein im Anleihengeschäft legten die Einnahmen um 35 Prozent zu.
(Noch) keine Auswirkungen des Brexit-Votums
Der Brexit-Schock von Ende Juni wirkte sich dabei noch wenig aus. Allerdings rechnen Experten damit, dass in den kommenden Quartalen das Anleihengeschäft wieder schlechter läuft. So waren die Renditen von US-Staatsanleihen nach dem britischen Votum für einen EU-Austritt zuletzt deutlich gesunken. Zudem ist mit der durch den Brexit entstandenen Unsicherheit für die Weltwirtschaft die Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung in den USA gesunken.
Deutlich gestiegene Risikovorsorge
Mit dem starken Handelsgeschäft machte JPMorgan auch Rückgänge in der Beratung bei Firmenübernahmen wett. Dieses Geschäft hat sich in den vergangenen Monaten auch angesichts der zunehmendem Sorgen um die Weltwirtschaft und der unklaren Folgen eines Brexits deutlich abgekühlt. Belastet wurde das Quartalsergebnis von einer deutlich gestiegenen Risikovorsorge. Dabei machte sich erneut auch die schwierige Lage der amerikanischen Öl- und Gasindustrie bemerkbar.
JPMorgan ist die erste US-Bank, die ihren vierteljährlichen Finanzbericht vorlegt. Deshalb stehen die Ergebnisse besonders im Fokus. Citigroup und Wells Fargo wollen an diesem Freitag ihre Zahlen vorlegen. Bank of America , Goldman Sachs und Morgan Stanley folgen in der kommenden Woche. (awp/mc/pg)