JPMorgan bleibt auf Erfolgskurs

JPMorgan bleibt auf Erfolgskurs
JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

New York – Die US-Grossbank JPMorgan bleibt auf Erfolgskurs: Ein florierendes Investmentbanking und satte Einnahmen im Kreditkarten-Geschäft haben den Gewinn im ersten Quartal auf 5,6 Milliarden Dollar hochgetrieben. Das sind 67 Prozent mehr als vor einem Jahr und etwas mehr als von Experten erwartet.

Bankchef Jamie Dimon zeigte sich am Mittwoch zufrieden und verwies auf die starke Kapitalausstattung der Bank. Die Aktie zog in den ersten Handelsminuten leicht an. Kein anderes Haus an der Wall Street gilt als derart krisenfest und auch weltweit gibt es nur eine Handvoll Banken, die sich mit JPMorgan Chase messen können. Als einziges Institut war JPMorgan in der Lage, dem US-Telekomkonzern AT&T ganz alleine 20 Milliarden Dollar zu leihen, damit dieser jüngst die US-Mobilfunksparte der Deutschen Telekom kaufen konnte.

Zwei Standbeine
Selbst in der Finanzkrise schrieb die Grossbank gute Gewinne, während die Konkurrenz vom Staat gestützt werden mussten oder pleite ging. JPMorgan besitzt sowohl ein starkes Standbein im Investmentbanking als auch im Privatkundengeschäft. Damit gilt JPMorgan als Vorbild für die Deutsche Bank . Deren Chef Josef Ackermann hat die Postbank auch deshalb übernommen, um die Abhängigkeit vom risikoreichen Investmentbanking zu reduzieren. Die Deutsche Bank legt ihre Zahlen am 28. April vor.

Kreditkartengeschäft mit dickem Plus
Wie die Deutschen Bank so verdient JPMorgan im Investmentbanking das meiste Geld. Zuletzt warf die Sparte mit 2,4 Milliarden Dollar allerdings etwas weniger ab. Das besser laufende Kreditkarten-Geschäft glich dies jedoch mehr als aus. Die Bank verdiente hier 1,3 Milliarden Dollar. Die Kunden müssen nicht selten satte, zweistellige Zinssätze auf ihre Aussenstände zahlen. Vor einem Jahr hatten die Kreditkarten der Bank noch einen Verlust von 303 Millionen Dollar eingebrockt, weil Kunden ihre Rechnungen nicht zahlten.

Der Finanzkrise den Rücken gekehrt
Mit dem erneut glänzenden Ergebnis liess die Bank die Finanzkrise endgültig hinter sich und fühlt sich auch wieder stark genug, eine deutlich erhöhte Dividende zu zahlen sowie im grossen Stil eigene Aktien zurückzukaufen. Mit 25 Cent im Quartal bewegt sich die Ausschüttung wieder auf das Niveau vor der Krise zu, als es 38 Cent waren. Für den Aktienrückkauf stehen in den kommenden Jahren 15 Milliarden Dollar bereit.

Kredit-Risikovorsorge sinkt deutlich
Die US-Notenbank Fed hatte die Ausgaben der Banken während der Krise begrenzt. Kapital war goldwert. Selbst JPMorgan leidet immer noch unter den Spätfolgen der Rezession, insbesondere unter faulen Hauskrediten. «Leider werden diese Verluste noch eine Weile andauern», sagte Dimon. Er räumte Fehler in der Vergangenheit ein. Zu Zeiten des Häuserbooms hatten selbst solche Kunden noch Kredit bekommen, die kaum Sicherheiten vorweisen konnten.

Rückstellungen für faule Kredite reduziert
JPMorgan konnte seine Rückstellungen für faule Kredite allerdings drastisch zurückfahren von 7,0 auf 1,2 Milliarden Dollar und löste an anderer Stelle sogar Polster auf, was den Gewinn mit nach oben trieb. Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Amerikaner haben wieder mehr Geld in der Tasche und können deshalb auch ihre Kreditraten zuverlässiger zahlen. Hinzu kommt, dass JPMorgan bei der Vergabe frischer Kredite heute genauer hinschaut.

Nicht skandalfrei
Aber auch JPMorgan ist nicht frei von Skandalen: Der Branchenprimus und andere Banken müssen sich anhören, dass sie übereilt und mit falschen Dokumenten Häuser säumiger Schuldner gepfändet haben. Zudem steht JPMorgan beim Milliardenschwindel von Bernard Madoff im Zwielicht. JPMorgan war die Hausbank des verurteilten Wall-Street-Betrügers. «Es gab hochrangige Manager in der Bank, die wussten, was vor sich ging», sagte Madoff jüngst in einem Interview. JPMorgan weist alle Vorwürfe zurück.

JPMorgan eröffnet Zahlenreigen von US-Banken
JPMorgan ist die erste US-Grossbank, die ihre Bilanz veröffentlicht hat. Angesichts ihrer breiten Aufstellung gilt sie als Barometer für die gesamte Branche. Und die schlägt sich mit dem Problem herum, dass die Geschäfte etwas schleppender laufen. Bei JPMorgan sanken die Erträge im ersten Quartal um 8 Prozent auf knapp 26 Milliarden Dollar. Am Freitag legt die Bank of America ihre Zahlen vor, in der kommenden Woche folgen die Citigroup, Goldman Sachs, Wells Fargo und Morgan Stanley. (awp/mc/upd/ss)

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