JPMorgan-Chef Jamie Dimon.
New York – Die US-Grossbank JPMorgan Chase leistet eine erste Milliardenbusse für fragwürdige Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise. Das Wall-Street-Haus einigte sich mit der Behörde FHFA, die für die Immobilienfinanzierung zuständig ist, auf eine Zahlung von 5,1 Milliarden Dollar (3,7 Mrd Euro). «Das ist ein wichtiger Schritt bei der Aufarbeitung von Hypothekenthemen zwischen der Regierung und JPMorgan Chase», erklärte Behördenchef Edward DeMarco am Freitag in Washington.
Nach Informationen von US-Medien soll der Branchenprimus insgesamt 13 Milliarden Dollar berappen. Der Vorwurf: JPMorgan Chase habe Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren über den Tisch gezogen, indem die Bank den Käufern verschwiegen habe, wie schlecht es um viele der darin enthaltenen Hauskredite stehe. Ausbleibende Kreditraten und der damit verbundene rapide Wertverfall dieser Hypothekenpapiere befeuerte die Finanzkrise 2008.
Faule Papiere für 33 Mrd USD angedreht
Die FHFA verhandelte für die Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, die in der Finanzkrise vom Staat gerettet werden mussten. JPMorgan und die zwei übernommenen Geldhäuser Bear Stearns und Washington Mutual hatten ihnen Hypothekenpapiere im Volumen von 33,8 Milliarden Dollar angedreht. Für die Beilegung des juristischen Streits zahlt die Bank nun 4 Milliarden Dollar. Für weitere 1,1 Milliarden Dollar kauft sie den beiden Finanzierern einen Teil der alten Hypothekenpapiere wieder ab.
Fannie Mae und Freddie Mac haben die Aufgabe, den amerikanischen Immobilienmarkt anzukurbeln, in dem sie Geschäftsbanken Kredite abkaufen. Dann, so die Idee, können diese Banken neue Hauskredite vergeben. Wegen der fehlgeschlagenen Deals in der Finanzkrise hatte die Behörde FHFA zahlreiche Banken verklagt. Auch JPMorgan Chase sieht in dem jetzt geschlossenen Vergleich nach eigenen Angaben einen «wichtigen Schritt» auf dem Weg zu einer Gesamtlösung. Die Geschichte belastet die Grossbank seit Monaten. Bankchef Jamie Dimon war sogar persönlich nach Washington gereist, um mit Justizminister Eric Holder zu sprechen.
Vergleich noch offen
Unklar ist weiterhin, wann ein Vergleich kommt und ob damit auch die strafrechtliche Seite des Falls beigelegt wird. Nach Informationen des «Wall Street Journal» sperrt sich die staatliche Einlagensicherung FDIC gegen einen Abschluss. Demnach dreht sich der Streit um Verbindlichkeiten aus der Übernahme der zu Krisenzeiten in Schieflage geratenen Bank Washington Mutual.
JPMorgan ist nicht die einzige Bank, die sich Betrugsvorwürfen gegenübersieht. Erst vor wenigen Tagen entschied ein Gericht, dass die Bank of America in einem ähnlichen Fall Fannie Mae und Freddie Mac betrogen habe. Auch die Deutsche Bank mischte damals im Hypothekenmarkt mit. JPMorgan hat für Rechtsstreitigkeiten inzwischen die gewaltige Summe von 23 Milliarden Dollar beiseitegelegt. (awp/mc/upd/ps)