Julius Bär 2013: Gewinnrückgang wegen Sonderfaktoren
Boris Collardi, CEO Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)
Zürich – Die Julius Bär Gruppe hat im Geschäftsjahr 2013 bei einer höheren Vermögensbasis zumindest den adjustierten Konzerngewinn gesteigert. Der Anstieg der Kundenvermögen war derweil der fortschreitenden Übernahme des Internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts IWM von Merrill Lynch zu verdanken. Der Vermögenszufluss der IWM-Einheiten werde bis zum Abschluss Anfang 2015 aber wohl «am unteren Ende» der angestrebten Bandbreite ausfallen, teilte der Vermögensverwalter am Montag mit.
Der adjustierte Konzerngewinn stieg im Berichtsjahr um knapp 19% auf 479,8 Mio CHF an. Der IFRS-Konzerngewinn ging dagegen um 30% zurück auf noch 188 Mio CHF. Grund dafür waren die IWM-bezogenen Integrations- und Restrukturierungskosten, Abschreibungen auf immateriellen Vermögenswerten und auch eine Rückstellung (29 Mio CHF bzw. 22 Mio nach Steuern) im Zusammenhang mit dem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien.
Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 0,60 CHF erhalten. Wie im Vorjahr soll sie aus den Reserven aus Kapitaleinlagen bezahlt werden.
Neugeld bei 7,6 Mrd CHF
Die verwalteten Vermögen lagen per Jahresende bei 254 Mrd CHF, was einem Anstieg gegenüber Ende 2012 von 34% entspricht. Mit der IWM-Übernahme sind bisher 53 Mrd CHF an Kundenvermögen zu Julius Bär geflossen. Dagegen verlangsamte sich der Neugeldzufluss im vergangenen Jahr: Die Vermögensverwalterin konnte 2013 insgesamt nur noch 7,6 Mrd CHF an Nettoneugeld anziehen nach 9,7 Mrd CHF im Jahr davor.
Insgesamt stieg der von der Vermögensverwaltungsgruppe erwirtschaftete Betriebsertrag im Vergleich zum Vorjahr um 26% auf 2,20 Mrd CHF. Die Cost/Income-Ratio verbesserte sich auf adjustierter Basis leicht auf 71,3% nach 72,8% im Vorjahr. Die Bruttomarge blieb über das Jahr gesehen mit 96 Basispunkten auf dem Niveau des Jahres 2012.
US-Steuerstreit kostet 35 Mio CHF
Der adjustierte Geschäftsaufwand erhöhte sich um 29% auf 1,61 Mrd CHF, was im Wesentlichen auf die Übertragung des IWM-Geschäfts im Geschäftsjahr 2013 zurückzuführen war. So stieg die Gesamtzahl der Mitarbeitenden um 45% auf 5’390 Vollzeitstellen, einschliesslich 1’220 IWM-Mitarbeitende.
Mit den Gewinnzahlen hat das Institut die Markterwartungen mehr oder weniger getroffen. Analysten haben im Vorfeld im Durchschnitt (AWP-Konsens) mit einem Betriebsertrag von 2,18 Mrd CHF und einem adjustierten Konzerngewinn von 489 Mio CHF gerechnet, der IFRS-Konzerngewinn wurde bei 165 Mio CHF gesehen. Die verwalteten Vermögen waren auf 257 Mrd CHF erwartet worden.
Die Kosten für den US-Steuerstreit im 2013 beziffert die Bank auf rund 35 Mio CHF. Darin enthalten sind auch 15 Mio CHF Rückstellungen für Rechtskosten im laufenden Jahr, wie CEO Boris Collardi an einem Conference Call für Journalisten sagte. Rückstellungen für eine Busse im US-Steuerstreit hat der Vermögensverwalter weiterhin nicht getätigt: Man könne noch immer keine Angaben machen, wie hoch der Betrag einer allfälligen Busse ausfallen werde, hiess es.
IWM-Integration
Bei der Integration der IWM-Aktivitäten rechnen die Julius Bär-Verantwortlichen nun allerdings damit, dass der angestrebte Vermögenstransfer bis zum Ende des Integrationsprozesses Anfang 2015 von 57 Mrd bis 72 Mrd lediglich «am unteren Ende der Bandbreite» zu liegen kommt. Entsprechend werde aber auch der maximale Transaktionspreis geringer ausfallen.
Die Schätzung für die gesamten, von Julius Bär zu übernehmenden IWM-bezogenen Restrukturierungs- und Integrationskosten liegen unverändert bei rund 455 Mio CHF, davon seien 244 Mio CHF in den letzten beiden Jahren verbucht wurden. Die Ziele zur Steigerung der Profitabilität in den Jahren 2014 und 2015 sehen die Verantwortlichen weiterhin als machbar an. Im laufenden Jahr sollten die IWM-Einheiten einen «leichten Gewinn» ausweisen, sagte CFO Dieter Enkelmann.
Generell sieht CEO Collardi für das Jahr 2014 Anzeichen eine wieder anziehende Kundenaktivität, dies dank der positiven makroökonomischen Faktoren. Dies sei eine «anekdotische Evidenz» aus verschiedenen Gesprächen: «Die Stimmung scheint nun wieder konstruktiver zu sein.» (awp/mc/upd/ps)