Zürich – Die Aktie der Julius Bär Gruppe ist am Montagmorgen nach der Publikation der Halbjahreszahlen deutlich im Minus. Die Analysten sprechen im Grossen und Ganzen von einem soliden Ergebnis ohne grössere Überraschungen. Angesichts der starken Bewertung wird daher von Gewinnmitnahmen ausgegangen.
Die Bär-Aktie verliert gegen 10.25 Uhr 2,5% auf 52,75 CHF in einem insgesamt freundlichen Gesamtmarkt (SMI: +0,49%). Die Aktie ist damit schwächster Wert unter den 30 wichtigsten Aktien. Der Eröffnungskurs lag gar 3,3% tiefer als der Freitagsschluss; Tagestief lag im frühen Handel bei 52,25 CHF. Seit Anfang Jahr bis zum Freitag hatten die Titel allerdings einen starken Verlauf von +18%.
Kepler Cheuvreux sieht ein Problem in der Kapitalisierung: Die Tier-1-Kapitalquote (fully phased) sei im ersten Halbjahr auf 13,4% zurückgegangen, was zwar immer noch über dem selbstdefinierten Minimum von 12% liege. Aber das Problem, «adjustierte Gewinne» zu erzielen statt «echte Gewinne», werde «ersichtlich», kommentiert der zuständige Analyst. Kapital werde nicht mit adjustierten Gewinnen erzielt, so seine Meinung.
Seit einigen Jahren sei Bär einer der tiefsten Dividendenzahler der Branche, und 2015 werde es nach der US-Busse im Steuerstreit nicht anders sein. «Wir teilen nicht die Ansicht des Marktes, dass es sich um eine Kapitalrendite-Geschichte handelt», schreibt der Kepler-Experte. Er bekräftigt sein «Reduce»-Rating und das Kursziel von 29 CHF.
Aktie schon sehr «vollständig bepreist»
Die Resultate seien weitgehend im Rahmen der Erwartungen des Marktes ausgefallen und dürften keine grosse Kursreaktion hervorrufen, schreibt dagegen Baader Helvea in einem ersten Kommentar. Insgesamt sei die Aktie allerdings schon sehr «vollständig bepreist». Nach dem massiven Absturz infolge des SNB-Entscheids, den Mindestkurs aufzuheben, habe die Aktie einen effektiven Zuwachs von 50% hingelegt.
Nach einem überzeugenden Zwischenbericht bereits Mitte Mai für die ersten vier Monate und der sich abzeichnenden Einigung im US-Steuerstreit hätten die Aktien der Zürcher Traditionsbank seither eine Neubewertung erfahren, sagen auch diverse Händler und sprechen von Gewinnmitnahmen.
Solider Nettoneugeld-Zuwachs
Das Halbjahresergebnis sei getrieben von einem starken Handelsergebnis unterstützt durch FX-Volatilität am Anfang des Jahres, so Vontobel. Während die AuM unter den Erwartungen waren, wurde ein solider Nettoneugeld-Zuwachs im Rahmen der Zielvorgabe präsentiert. Im zweiten Halbjahr werde jedoch mit einer deutlicheren saisonalen Abschwächung gerechnet als üblicherweise, was aber teils mit den geplanten Kostenmassnahmen ausgeglichen werden könne.
Die Zahlen würden zwar leicht über den Konsenserwartungen liegen, wiesen allerdings eine hohe Streuung auf, so die ZKB. Das Geschäft erscheine insgesamt sehr stabil, da sich der Rückgang der Bruttomarge sehr in Grenzen gehalten habe. Auch die Kosten seien unter Kontrolle. Die Akquisition einer Beteiligung von 40% in Mexiko mit AuM von 3 Mrd USD sei zwar nicht sonderlich gross, gewähre aber einen Markteintritt in bislang unbekanntem Territorium.
ZKB bekräftigt Rating «Übergewichten»
Nachdem das finanzielle Risiko aus dem US-Fall nun ausreichend abgeschätzt werden kann, sei Julius Bär wieder in der Lage, nach vorne zu blicken. Die Bank bleibe wegen ihrer Grösse und Kapitalisierung eine treibende Kraft bei der Flurbereinigung im weltweiten Vermögensverwaltungsmarkt, so das Fazit der ZKB, die damit auch das Rating «Übergewichten» bekräftigt.
Auch Safra Sarasin bestätigt indes die Kaufempfehlung – trotz der aktuellen Premium-Bewertung. Die Ergebnisse seien im Rahmen des Marktkonsens, und die Bewertung sei gerechtfertigt angesichts des Wertschöpfungspotenzials. Genug überschüssiges Kapital sollte dem Zürcher Institut genug strategische und finanzielle Flexibilität geben für eine höhere Ausschüttungsquote, Aktienrückkäufe und/oder zusätzliche Akquisitionen. (awp/mc/ps)