Julius-Bär-CEO Boris Collardi.
Bern – Bei der Privatbank Julius Bär sind erneut Kundendaten gestohlen worden. Der verdächtige Mitarbeiter der Bank wurde verhaftet und entlassen. Wie viele Kundendaten dieser an Deutschland weitergegeben hat, will die Bank nicht kommunizieren. Jan Vonder Muehll, Sprecher der Privatbank, bestätigte einen entsprechenden Bericht der «SonntagsZeitung». Offenbar wurde der Datenmissbrauch im Rahmen von «verschärften Kontrollmechanismen und einer umfangreichen internen Untersuchung» festgestellt, zitiert die Zeitung den CEO von Julius Bär, Boris Collardi.
Der mutmassliche Verdächtigte mit Arbeitsort Zürich wurde verhaftet und entlassen, wie Vonder Muehll auf Anfrage erklärte. Er soll im Alleingang gehandelt haben. Die gestohlenen Daten wurden offenbar auf einer CD an nordrhein-westfälische Steuerfahnder weitergegeben.
Ermittlungen gegen Bezahlung von 50 Mio Euro eingestellt
Schon im Oktober 2010 hatten die nordrhein-westfälischen Finanzbehörden eine CD mit Daten der Bank Julius Bär erworben. Sie enthielt Angaben über Deutsche, die ihre Steuerpflicht umgehen. Es folgten zahlreiche Ermittlungen und Selbstanzeigen. Im April 2011 zahlte Julius Bär 50 Mio EUR, damit die deutschen Behörden ihre Ermittlungen gegen die Bank und ihre Mitarbeiter einstellen. Damit hat der jüngste Datenklau für die Bank keine Konsequenzen – ihre Kunden allerdings sind nicht geschützt.
Für internationales Aufsehen sorgte der Fall des ehemaligen Geschäftsleiters der Julius-Bär-Filiale auf den Cayman Islands. Dieser hatte vor seiner Entlassung im Jahr 2002 geheime Kundendaten an Steuerbehörden und die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben. Verschiedene Gerichtsverfahren in diesem Zusammenhang sind noch hängig. (awp/mc/ps)