Zürich – Die Bank Julius Bär hat im ersten Halbjahr von einer stark gestiegenen Kundenaktivität in der Folge der Marktverwerfungen profitiert und einen Rekordgewinn erzielt. Die Coronakrise beschleunigt aber auch den digitalen Umbau beim Vermögensverwalter.
Mit der hohen Volatilität an den Märkten stiegen die Transaktionen der Kunden und damit auch die Erträge der Vermögensverwaltungsbank im ersten Halbjahr stark an. «Die Kundenaktivität ist auf Niveaus gestiegen, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben», sagte Julius Bär-Chef Philipp Rickenbacher bei der Präsentation der Ergebnisse.
Der Konzerngewinn stieg unter dem Strich um 43 Prozent auf den neuen Höchstwert von 491 Millionen Franken.
Pandemie als Katalysator
Die Corona-Pandemie habe der Bank aber auch als «Katalysator» für neue Entwicklungen gedient, sagte der Bär-Chef. So wurden Vorhaben zur Digitalisierung in der Folge von der Bank beschleunigt: So konnte etwa das «digitale Onboarding» von neuen Kunden eingeführt werden. Entsprechend habe die Bank auch in der Krise weitere Kunden gewinnen können, sagte Rickenbacher.
Auch hätten trotz «Lockdown» viele Kundenberater den Kontakt mit ihren Kunden noch intensiviert, so der Bär-CEO. Auch wenn das Telefon dabei weiterhin erste Wahl sei, so hätten viele Kunden schnell gelernt, mit sicheren digitalen «Tools» umzugehen. In der zweiten Jahreshälfte will die Bank weitere Neuerungen wie digitale Signaturen im E-Banking oder «sicheres Whatsapp» umsetzen.
Verwaltete Vermögen rückläufig
Die von Julius Bär verwalteten Vermögen (Assets under Management – AuM) beliefen sich per Mitte Jahr auf 402 Milliarden Franken, was gegenüber dem Stand von Ende 2019 einem Rückgang um sechs Prozent entsprach. Neben den Marktverwerfungen habe auch die Frankenstärke auf den AuM gelastet, sagte Finanzchef Dieter Enkelmann.
Derweil flossen der Bank netto Neugelder in Höhe von 5,0 Milliarden Franken und damit weniger als noch im Vorjahr zu. Einen negativen Einfluss hatte nicht zuletzt ein Rückgang der Fremdfinanzierung bei den Kunden nach den Marktturbulenzen. Seit Mai stiegen aber die Lombard-Kredite wieder an, wie Finanzchef Dieter Enkelmann sagte.
Stellenabbau umgesetzt
Bezüglich ihrer im Februar verkündeten Strategie sieht sich die Bank auf gutem Weg. Die im Februar angekündigten Kostensenkungen, die auch den Abbau von 300 Vollzeitstellen beinhalten, seien bereits zu einem grossen Teil umgesetzt, erklärte Rickenbacher. Die Auswirkungen dürften sich in der Erfolgsrechnung ab dem zweiten Halbjahr stärker bemerkbar machen.
Neben der bereits bekanntgegebenen Schliessung des Buchungszentrums auf den Bahamas reduzierte die Bank im Halbjahr auch Aktivitäten in Uruguay sowie in Ägypten, wie der CEO sagte.
Gleichzeitig habe Julius Bär auch Massnahmen zur Ertragssteigerung umgesetzt, darunter etwa die Lancierung neuer «Private Equity»-Lösungen für die Kunden. Die Bank will bis 2022 zum einen die Kostenbasis um 200 Millionen Franken senken und zum anderen den Ertrag um 150 Millionen verbessern.
Finma-Massnahmen
Weiterhin in Kraft sind allerdings auch die Massnahmen der Finma wegen Geldwäschereivorfällen in den Jahren 2009 bis 2018. Die Aufsichtsbehörde hat der Bank unter anderem untersagt, bis zur Behebung der Mängel komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen. Die Bank sehe sich «auf einem guten Weg», die Situation zu lösen, beteuerte Rickenbacher.
Am Aktienmarkt wurden die Semesterergebnisse am Montag negativ aufgenommen. Die Julius Bär-Aktien notieren zum Börsenschluss, 3,0 Prozent schwächer bei 40,98 Franken. Zwar seien die Halbjahreszahlen insgesamt im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hiess es im Handel.
Verstimmt zeigten sich die Beobachter aber darüber, dass sich nach der starken Belebung des Geschäfts während der Coronakrise nun im Mai und Juni wieder eine deutliche Abschwächung zeigte. (awp/mc/pg)