Julius Bär tritt nach Gewinnrückgang auf die Kostenbremse
Zürich – Die Julius-Bär-Gruppe hat im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen und legt ein weiteres Sparprogramm auf. Die Vermögensverwaltungsbank will ihre Kostenbasis um weitere 200 Millionen Franken senken, was zum Abbau von 300 Arbeitsplätzen führt.
Der Konzerngewinn von Julius Bär bildete sich 2019 um über einen Drittel auf 465 Millionen Franken zurück, wie die Finanzgruppe am Montag mitteilte. Für einen grossen Teil des Rückgangs waren ein Abschreiber auf die problembehaftete italienische Tochtergesellschaft Kairos sowie hohe Rückstellungen für einen Rechtsstreit um ehemalige DDR-Vermögen verantwortlich. Der bereinigte Konzerngewinn ging derweil noch um 4,7 Prozent auf 772 Millionen Franken zurück.
Die Julius Bär-Aktionäre sollen nun für das abgelaufene Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 1,50 Franken je Aktie erhalten. Zuvor war die Dividende fünf Jahre in Folge angehoben worden.
Langsame Geldzuflüsse
Dank der starken Erholung der Märkte im vergangenen Jahr zogen die von der Bank verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) deutlich an, auf Jahressicht nahmen sie um 12 Prozent auf 426 Milliarden Franken zu. Dazu kam ein Neugeldzufluss von 10,6 Milliarden oder 2,8 Prozent der AuM, was allerdings unter den eigenen Zielsetzungen (4 bis 6 Prozent) lag.
In Europa wie auch in Asien habe die Bank gute Zuflüsse erlebt, sagte CEO Philipp Rickenbacher an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Gebremst wurde das Institut aber durch deutliche Abflüsse bei der italienischen Kairos, die nun «weiter stabilisiert» werden soll. Zudem führte das mittlerweile abgeschlossene Programm «Atlas» zur Überprüfung der Kundenbeziehungen auch 2019 zum Abfluss von Geldern von möglicherweise fragwürdiger Herkunft. Weitere Gelder wurden wegen der Anwendung von Negativzinsen abgezogen.
Kosten um 200 Millionen senken
Der seit dem September 2019 amtierende neue Julius Bär-CEO Philipp Rickenbacher will nun den Fokus statt auf Neugeldwachstum nun klar auf die Gewinnentwicklung legen und tritt zunächst weiter auf die Kostenbremse. Die gesamte Vermögensverwaltungsbranche stehe unter einem von Jahr zu Jahr zunehmenden Margendruck, betonte er vor den Medien.
Durch «Produktivitäts- und Effizienzmassnahmen» soll die Kostenbasis nun um weitere 200 Millionen Franken reduziert werden. Der damit verbundene Abbau von 300 Stellen werde über alle Bereiche der Bank vom «Back-Office» bis zur Front erfolgen, kündigte Rickenbacher an.
Standorte überprüfen
Überprüft wird auch die geografische Präsenz der Vermögensverwaltungsbank. Als erste konkrete Massnahme kündigte sie die Schliessung eines Buchungszentrum auf den Bahamas an. Weitere Entscheidungen sollen nun im Verlauf des ersten Halbjahrs 2020 getroffen werden.
Für Julius Bär ist es das zweite Kostensenkungsprogramm innert eines Jahres. Rickenbachers Vorgänger Bernhard Hodler hatte Anfang 2019 ein Sparprogramm über 100 Millionen Franken angekündigt, das zu einer Nettoreduktion des Personalbestands der Gruppe um 2 Prozent oder rund 140 Stellen bis Ende 2019 führen sollte. Die Ersparnisse aus diesem Programm seien bis Ende 2019 bereits zu rund 60 Prozent realisiert worden, sagte Rickenbacher.
Wachstumsziel gestrichen
In den kommenden Jahren will die Bank auch die Erträge steigern. So sollen die Leistungen für die reichen Kunden (High Net Worth Individuals HNWI) wie auch für die sehr reichen Kunden (Ultra High Net Worth Individuals UHNWI) «geschärft» werden. Durch neue Erträge will die Bank mehr als 150 Millionen zusätzlich einnehmen.
Die Fokussierung auf den Gewinn zeigt sich auch bei den neu formulierten Unternehmenszielen, aus denen das Ziel für das Neugeldwachstum ersatzlos gestrichen worden ist. Vielmehr soll eine Politik der «nachhaltigen Gewinnsteigerung» verfolgt werden. So soll der adjustierte Gewinn vor Steuern in der neuen Strategieperiode 2020 bis 2022 jährlich um über 10 Prozent steigen – vorausgesetzt die Märkte und Devisenkurse verschlechtern sich nicht «nennenswert». (awp/mc/pg)