US-Steuerstreit: Julius Bär rechnet mit Busse von 547 Mio Dollar

Boris Collardi

Boris Collardi, zurückgetretener CEO der Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)

Boris Collardi, CEO Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)

New York – Der US-Steuerstreit kommt Julius Bär teuer zu stehen. Eine definitive Einigung mit dem US-Justizdepartement (DOJ) fehlt zwar noch, sie steht aber kurz bevor: Die Zürcher Privatbank hat sich nämlich im Grundsatz mit der US-Staatsanwaltschaft des Southern District of New York geeinigt, wobei sich die Busse auf gut eine halbe Mrd USD belaufen dürfte. Damit fällt diese zwar höher aus als bislang von der Bank erwartet, allerdings tiefer als zuletzt in den Medien spekuliert. Der Aktie beschert die Nachricht einen Kurssprung am letzten Handelstag des Jahres.

Auf Grundlage der kurz vor Jahresende noch erzielten sogenannten Grundsatzvereinbarung (agreement in principle) erhöht die Bank ihre bereits getätigten Rückstellungen in dieser Sache um knapp 200 Mio auf insgesamt 547,25 Mio USD, wie sie am Mittwoch mitteilte. Die Vereinbarung stellt eine umfassende Einigung bezüglich des Geschäfts in den USA mit unversteuerten Vermögen dar, muss aber noch vom US-Justizministerium (DOJ) abgesegnet werden. Dies dürfte der Bank zufolge im ersten Quartal des neuen Jahres passieren.

Keine Details
Aussagen zu weiteren Details wollte Julius Bär nicht machen. Einsicht in die Vereinbarung sei erst nach der finalen Zustimmung des DOJ möglich, sagte Unternehmenssprecher Jan Vonder Muehll gegenüber AWP. Auch Angaben über die Höhe der verwalteten Vermögen und die Anzahl US-Kunden wurden nicht gemacht. Die zusätzlichen Kosten (Aufarbeitung der Dokumente, Anwälte) wurden im Juni auf rund 80 Mio CHF beziffert. Heute war jetzt von 80 bis 90 Mio CHF die Rede.

Endgültiger Abschluss erst 2016
Eigentlich hatte das Bär-Management noch bis zuletzt gehofft, das Thema in diesem Jahr endgültig abschliessen zu können. Auch in den Medien wurde in den vergangenen Monaten immer wieder spekuliert, dass ein Abschluss vor der Tür stehe. Im Juni 2015 waren die Gespräche tatsächlich soweit gediehen, dass Julius Bär erstmalig eine Einschätzung zur Busse vornahm und 350 Mio USD zurückstellte. Kurz vor Weihnachten hatte die «Sonntagszeitung» dann unter Berufung auf Insider berichtet, dass die Rückstellung womöglich doppelt so hoch ausfallen dürfte.

Das US-Justizministerium ermittelt bereits seit Jahren gegen Schweizer Banken mit dem Vorwurf der Beihilfe zur Steuerhinterziehung und hat 2013 ein Selbstanzeigeprogramm mit verschiedenen Kategorien aufgelegt. Weil gegen die Bank Julius Bär bereits ein Strafverfahren lief, wurde sie dabei automatisch der sogenannten Kategorie 1 zugeordnet. Daneben gab es – je nach Schwere der Vergehen – noch weitere drei Kategorien, wobei die Banken sich selbst einteilen konnten.

Zur Kategorie 1 gehörte neben Julius Bär etwa auch die Credit Suisse, die sich 2014 mit den Behörden einigte und dafür eine Rekordbusse von 2,8 Mrd USD zahlte. Dabei sind noch weitere rund zehn Banken, darunter etwa die ZKB, die Basler KB oder Pictet, die noch eine Lösung mit dem DOJ erzielen müssen. In der Kategorie 2 (für Banken mit US-Kunden, wo Steuerdelikte wahrscheinlich sind) haben mittlerweile rund 75 Schweizer Banken eine Einigung mit dem DOJ erzielt. Das Bussenvolumen beträgt insgesamt 1,02 Mrd USD.

Die UBS, welche das Ganze ausgelöst hatte, hatte bereits 2009 einen Vergleich mit den US-Behörden erzielt und damals eine Busse von 780 Mio USD zahlen müssen.

IFRS-Gewinn für 2015 erwartet
Bei Julius Bär fällt die gesamte Rückstellung in die Ergebnisrechnung des Geschäftsjahres 2015. Auch mit der Erhöhung bleibe die Gruppe ausreichend kapitalisiert mit einer BIS-Gesamtkapitalquote von 18,6% per 31. Oktober 2015, hiess es von der Bank am Mittwoch weiter. Für das ablaufende Jahr werde ausserdem ein Konzerngewinn nach IFRS sowie adjustiert (ohne Integrations- und Restrukturierungskosten und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerten) erwartet. 2014 erreichten diese Kennzahlen 367 Mio CHF bzw. 586 Mio CHF.

Die prinzipielle Einigung wird in Analystenkreisen begrüsst. Wichtig sei, dass die Einigung einen Risikofaktor beseitige, heisst es etwa bei Safra Sarasin. Das wiederum setze Management-Kapazitäten frei, um weiter an der Sektor-Konsolidierung teilzunehmen. Die Eigenkapitalausstattung bleibe ausserdem robust, so dass die Kaufempfehlung für die Aktie bestätigt wird.

An der Börse hatte die Nachricht den Titeln am Mittwoch weiteren Aufwind verliehen. Hoffnungen auf eine Einigung im Steuerstreit noch in diesem Jahr hatten der Aktie bereits in den vergangenen Tagen einen guten Lauf beschert. Die Julius Bär-Aktie beendete den Handelstag 4,04% im Plus bei 48,66 CHF. Auf Jahressicht steht die Aktie damit gut 8% im Plus. Das Intraday-Hoch im Gesamtjahr von 54,55 CHF hatten die Titel allerdings bereits am 24. Juni erreicht. (awp/mc/pg)

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