Julius-Bär-CEO Boris Collardi.
Zürich – Die Julius Bär Gruppe hat im ersten Semester des laufenden Jahres weiter neue Kundengelder angezogen. Dabei flossen der Vermögensverwalterin neue Gelder aus den Wachstumsmärkten, Deutschland sowie dem grenzüberschreitenden europäischen und dem Schweizer Geschäft zu. Verdient hat die Bank indes im Jahresvergleich weniger. Zum Ausblick machte das Institut in ihrer Mitteilung zum Halbjahresergebnis keine Angaben.
Vor dem Hintergrund der Krise in der Eurozone und dem schwierigen Marktumfeld «blieben unsere Kunden in ihrem Anlageverhalten insgesamt weiterhin zurückhaltend, was sich in der verhältnismässig geringen Transaktions- und Handelsaktivität widerspiegelte», sagte CEO Boris Collardi in der Medienmitteilung. Der Betriebsertrag verminderte sich auf Grund dessen gegenüber dem Vorjahr um knapp 4% auf 863 Mio CHF. Die Bruttomarge nahm um 7 Basispunkte auf 98 Bp ab.
Kosten-Aufwand-Verhältnis verschlechtert
Der Geschäftsaufwand verringerte sich um fast 11% auf 596,7 Mio CHF. Unter Ausschluss des Vergleichs mit Deutschland in der Vorjahresperiode, im Rahmen dessen Julius Bär 50 Mio EUR an die deutschen Behörden zahlte, nahmen die Kosten indes nur um 1% ab. Die Cost/Income Ratio verschlechterte sich auf 70%, nachdem sie in der Vorjahresperiode noch bei 67,6% gelegen hatte. Damit wurde das Mittelfristziel von von 62-66% verfehlt.
Der adjustierte Sachaufwand, einschliesslich Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste, verringerte sich um 29% auf 161 Mio CHF. Ohne Deutschlandzahlung 2011 blieb der adjustierte Sachaufwand unverändert, trotz darin enthaltener Ausgaben von 14 Mio CHF im Zusammenhang mit der US-Steuersituation. Diese ausgeklammert, verringerte sich der adjustierte Sachaufwand um 9%.
Der adjustierte Konzerngewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreswert um 13% auf 221 Mio CHF. Unter Ausschluss des Vergleichs mit Deutschland ging der Gewinn dagegen um knapp 11% zurück.
Verwaltete Vermögen auf neuem Höchststand
Dem Institut verzeichnete im ersten Semester einen Netto-Neugeldzufluss von 5,5 Mrd CHF nach 4,9 Mrd CHF im Vorjahr zu, was annualisiert einem Wachstum von 6,4% entspricht. Damit wurde das mittelfristige Ziel von 4-6% pro Jahr übertroffen. Zum Netto-Neugeldzufluss hätten wiederum stark die Wachstumsmärkte sowie das lokale Private-Banking-Geschäft in Deutschland beigetragen, schreibt die Bank. Leicht positive Beiträge hätten auch das grenzüberschreitenden europäische sowie das lokale Schweizer Geschäft geleistet.
Die verwalteten Vermögen stiegen um 5% auf 179 Mrd CHF im Vergleich zu Ende 2011, was einem neuen Höchststand entspricht.
Bär-Gruppe weiterhin gut kapitalisiert
Die Bilanzsumme stieg seit Ende 2011 um 2% auf 54,2 Mrd CHF. Das Eigenkapital sank als Folge der Ausgaben im Januar und Februar für das Aktienrückkaufprogramm sowie der Sonderdividende im April um 0,1 Mrd auf 4,2 Mrd CHF. Mit einer Tier 1 Ratio von 21,4% (Ende 2011: 21,8%) bleibt die Bär-Gruppe weiterhin gut kapitalisiert.
Prognosen übertroffen
Mit den vorgelegten Zahlen hat der Vermögensverwalter die Konsenserwartungen übertroffen. Von AWP befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Konzerngewinn von 201,9 Mio CHF gerechnet. Der Betriebsertrag wurde bei 853,5 Mio CHF ebenfalls niedriger erwartet und der Geschäftsaufwand bei 629,7 Mio. Zudem hatten die Analysten den Neugeldzufluss im Schnitt bei 5,1 Mrd CHF und das Kundenvermögen bei 177,2 Mrd CHF prognostiziert.
Julius Bär betont des Weiteren, dass sie keine Anleihen griechischer, portugiesischer, spanischer oder irischer Schuldner in ihren Büchern hat und «nur begrenzt» in italienischen Staatsanleihen investiert ist.
Strategische Partnerschaft mit Bank of China
Zudem gab das Institut eine strategische Partnerschaft mit der Bank of China bekannt. Die Vereinbarung sieht vor, dass sich die beiden Banken gegenseitig bei den Kunden empfehlen, wie Julius Bär am Montag mitteilt. Überdies sind verschiedene gemeinsame Marketing-Aktivitäten geplant. (awp/mc/upd/ps)