Zürich – Das starke Finanzmarktumfeld sowie Kosteneinsparungen haben der Privatbank Julius Bär im ersten Halbjahr 2021 ein neues Rekordergebnis beschert. Bei einem anhaltenden Zufluss von Neugeldern stiegen auch die verwalteten Vermögen deutlich an.
Unter dem Strich resultierte ein um 23 Prozent gestiegener Konzerngewinn von 606 Millionen Franken, wie Julius Bär am Mittwoch mitteilte. Die Bank könne damit aus einer «Position der Stärke» in die zweite Jahreshälfte gehen, gab sich CEO Philipp Rickenbacher bei der Präsentation der Zahlen selbstbewusst.
Sparprogramm weitgehend umgesetzt
Profitieren konnte die Bank dabei von dem im vergangenen Jahr eingeleiteten Sparprogramm. Alleine im ersten Halbjahr 2021 habe man auf der Kostenseite weitere Einsparungen von 50 Millionen Franken erzielt, sagte Rickenbacher. Insgesamt seien damit von den insgesamt angekündigten Einsparungen von 200 Millionen Franken bereits 180 Millionen realisiert. Auch der zu Beginn des Jahres angekündigte Abbau von 280 Stellen sei «weitgehend umgesetzt».
Auf der Ertragsseite profitierte die Bank von den an den Finanzmärkten sehr aktiven Kunden, aber auch von einem laufenden Programm für Ertragsverbesserungen. Zu den von der Bank umgesetzten Massnahmen gehören etwa Gebührenerhöhungen – einschliesslich Negativzinsen – und die Reduktion der Bargeld-Haltung ihrer Kunden. Weiterhin hat Julius Bär zudem einen Fokus auf den lukrativen «ultrareichen Kunden» (Ultra High Net Worth Individuals UHNW).
Angezogene Handbremse
Die verwalteten Vermögen kletterten per Ende Juni auf 486 Milliarden Franken nach 470 Milliarden per Ende April. Gegenüber Ende 2020 sind die verwalteten Vermögen damit rund 20 Prozent höher. Zurückzuführen war das Wachstum der Kundenvermögen auf die positive Entwicklung der Märkte und einen schwächeren Schweizer Franken. Julius Bär konnte in der ersten Jahreshälfte aber auch Neugelder in Höhe von 10 Milliarden Franken anziehen, doppelt so viele wie noch in der Vorjahresperiode.
Besonders stark waren die Zuflüsse dabei von Kunden mit Domizil in Asien und in Westeuropa; aber auch im Nahen Osten verbuchte die Bank ein «solides Wachstum». Ein Abebben des Neugeldzuflusses befürchten die Bär-Verantwortlichen offenbar nicht: Wegen Corona-Restriktionen in vielen Ländern seien die Kundenberater auch noch in den vergangenen Monaten «mit angezogener Handbremse» unterwegs gewesen, sagte Rickenbacher.
Übernahme im Immobilienbereich
Mit der Übernahme eines Mehrheitsanteils am Zürcher Immobiliendienstleisters Kuoni Mueller & Partner (KMP) will die Bank nun ihr Dienstleistungsangebot im Schweizer Immobiliengeschäft ausbauen. Im Rahmen des Zukaufs soll eine neue Einheit geschaffen werden, die sich ganz der Anlageklasse Immobilien widme. Die Übernahme sei ein «wichtiger kleiner Mosaikstein» im Angebot der Vermögensverwaltungsbank an ihre Kunden, sagte Rickenbacher. Zum Preis wurden keine Angaben gemacht.
Auf gutem Weg sieht der CEO das Finanzinstitut bei der Aufarbeitung der rechtlichen Altlasten um Geldwäschereifälle. So habe die Finma ein im Frühling 2020 verhängtes Verbot von Firmenübernahmen gegen die Bank wieder auf, zudem konnte eine US-Untersuchung wegen Geldwäsche- und Korruptionsvorwürfe um den Fussballverband Fifa abgeschlossen werden. Rickenbacher verwies zudem auf das neue Entschädigungsmodell für Kundenberater: Dieses umfasse neben einem starken Kundenfokus und «unternehmerischen Elementen» auch einen starken Fokus auf das Risikomanagement.
Obwohl die Semesterergebnisse über den Erwartungen ausfielen, vermochten sie den Titel nicht zu beflügeln. Um die Mittagszeit gehörten die Bär-Aktien mit einem Minus von 1 Prozent in einem positiven Gesamtmarkt zu den wenigen Verlierern unter den SLI-Werten. Nach dem deutlichen Kursanstieg vom Vortag dürften Anleger nun wieder Gewinne mitnehmen, hiess es am Markt. (awp/mc/pg)