Boris Collardi, CEO Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)
Zürich – Der Vermögensverwalter Julius Bär hat in den vergangenen vier Monaten einen etwas verlangsamten Neugeldzufluss hinnehmen müssen und die vermehrte Kundenzurückhaltung verspürt. Die verwalteten Vermögen (AuM) legten dennoch klar zu und erreichten per Ende Oktober einen neuen Rekordwert von 297 Mrd CHF nach 284 Mrd CHF per Ende Juni. Profitiert hat die Bank dabei von Akquisitionen. Am Aktienmarkt geben die Bär-Aktien am Dienstag klar nach.
Bei der Neugeldentwicklung blieb Julius Bär in den ersten zehn Monaten des Jahres auch etwas hinter den eigenen Zielen zurück: Der annualisierte Netto-Neugeldzufluss (NNM) lag knapp unterhalb des mittelfristigen Zielbereichs von 4-6%, wie dem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht zu entnehmen ist. Negativ ausgewirkt hätten sich die anhaltenden Selbstdeklarationen in Frankreich und Italien, aber auch ein in den letzten vier Monaten verlangsamter Zufluss hauptsächlich aus Osteuropa und Lateinamerika, hiess es.
Neben dem Neugeldzufluss und einer positiven Marktentwicklung fiel bei der Zunahme der AuM vor allem der Transfer des International Wealth Management-Geschäfts von Merrill Lynch (IWM) in Indien im September positiv ins Gewicht. Im ersten Halbjahr 2015 hatte die Bank zudem bereits die Vermögen der Leumi Private Bank integriert. Dagegen belastete der negative Währungseffekt wegen der Aufwertung des Schweizer Frankens seit Mitte Januar die AuM mit 11 Mrd CHF.
Gestiegene Unsicherheit
Die Kundenaktivität war laut der Bank in den letzten vier Monaten von «Zurückhaltung» geprägt. Dafür verantwortlich seien nicht nur saisonale Gründe, sondern auch die Unsicherheiten nach der volatilen Aktienmarktentwicklung sowie gesunkene Handelsvolumina im Fremdwährungsbereich, so Julius Bär. Die Bruttomarge für die zehn Monate ging auf 95 Basispunkte zurück, nachdem sie im ersten Halbjahr noch 99 BP betragen hatte.
Auf Kurs ist Julius Bär dagegen offenbar auf der Kostenseite, wo sich die im ersten Halbjahr implementierten Senkungsmassnahmen auswirkten. Wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Nationalbank hatte die Bank Anfang Jahr ein Kostensparprogramm angekündigt. Das Programm, das einen Abbau von 200 Arbeitsplätzen beinhaltet, solle die Kostenbasis um insgesamt 100 Mio CHF reduzieren, rund 60 Mio davon im laufenden Jahr, hiess es damals.
Die Cost/Income Ratio kam in den ersten zehn Monaten «leicht oberhalb des unteren Endes des mittelfristigen Zielbereichs von 65-70%» zu liegen. Im ersten Halbjahr 2015 war die Kennzahl mit 64,7% sogar noch etwas besser als ausgefallen.
Kairos soll an die Börse
Bär will sich nun in Italien weiter verstärken und Minderheitsanteil am Vermögensverwalter Kairos auf eine Mehrheitsbeteiligung erhöhen. Angesichts des «guten Momentums von Kairos» habe man diesbezügliche Verhandlungen aufgenommen. Nachfolgend soll ein «geeigneter Minderheitsanteil» an Kairos an der italienischen Börse kotiert werden. Ende Oktober 2015 betreute Kairos Vermögen von 8 Mrd EUR. Bär und Kairos haben seit 2012 eine strategische Partnerschaft.
Weiter vermeldet Julius Bär den Abschluss einer Übernahme von 40% am mexikanischen Finanzberater NSC Asesores, die im Juli angekündigt worden war. Damit trete Bär in den zweitgrössten Vermögensverwaltungsmarkt Lateinamerikas ein.
Anleger enttäuscht
Am Aktienmarkt zeigen sich die Beobachter vom Zwischenbericht mehrheitlich enttäuscht, obwohl die verwalteten Vermögen am oberen Ende der Analystenerwartungen ausfielen. Die Beobachter verwiesen aber auf negative Trends wie die Verlangsamung des Neugeldzuflusses und den Rückgang der Bruttomarge. Weiterhin warten die Marktteilnehmer auch auf den Abschluss des US-Steuerstreits; dieser könne als «Katalysator» dienen, wie etwa die Analysten der Credit Suisse kommentierten.
An einem leicht rückläufigen Markt (SMI -0,3%) schlossen die Julius Bär-Titel mit 46,24 CHF um 2,7% unter dem Vortagesschluss. (awp/mc/upd/ps)