Zürich – Die Julius-Bär-Gruppe hat im ersten Halbjahr von Mehrerträgen dank dem höheren Zinsniveau profitiert und den Gewinn deutlich gesteigert. Die Vermögensverwaltungsbank konnte zudem dank beschleunigter Neuanstellungen von Kundenberaterinnen und Kundenberatern wieder klar anziehende Netto-Neugeldzuflüsse vermelden.
Der Konzerngewinn des Zürcher Finanzinstituts fiel im ersten Semester mit 532 Millionen Franken um 20 Prozent über dem Resultat in der Vorjahresperiode aus, wie die Zürcher Privatbank am Montag mitteilte. Der um Integrations- und Restrukturierungskosten adjustierte Halbjahresgewinn legte um 14 Prozent auf 541 Millionen Franken zu.
Mehr verwaltete Vermögen
Der Bank flossen in den ersten sechs Monaten Netto-Neugelder in Höhe von 7,1 Milliarden Franken zu, nachdem sie in der Vorjahresperiode noch leichte Abflüsse vermeldet hatte. Rekrutierungen neuer Beraterinnen und Berater spielten bei den Vermögenszuflüssen eine wichtige Rolle: Mehr als die Hälfte der Neugelder sei auf neuere Kundenberater zurückzuführen gewesen, sagte Finanzchefin Evie Kostakis an der Halbjahresmedienkonferenz.
Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) beliefen sich per Mitte des Jahres auf 441 Milliarden Franken, das waren rund 4 Prozent mehr als noch zum Jahresende 2022. Neben den Neugeldern trug auch die positive Entwicklung an den globalen Aktien- und Anleihenmärkte zum Anstieg bei, auf der anderen Seite bremste allerdings die Aufwertung des Frankens gegenüber Dollar und Euro. Negativ wirkte sich zudem aus, dass sich der Abbau der Fremdfinanzierung durch die Kunden fortsetzte.
57 neue Kundenberater
Die Zahl der Kundenberaterinnen und Kundenberater (Relationship Manager RM) stieg im ersten Halbjahr unter dem Strich um 57 auf neu 1305 an. Die Verantwortlichen gaben sich zwar bedeckt darüber, wie stark Julius Bär dabei von den Turbulenzen um die CS-Übernahme profitieren konnte: Unter den neuen Mitarbeitenden seien aber auch solche, die von der Credit Suisse oder der UBS zu Bär gewechselt hätten, bestätigte CEO Philippe Rickenbacher. Für das Gesamtjahr erwarten die Bankverantwortlichen gut 100 neue «Relationship Manager».
Den Bedarf an Kundenberaterinnen und -beratern will Julius Bär allerdings nicht nur über neue Anstellungen, sondern auch mit der Ausbildung von neuen Talenten decken. Dazu gehört neben einem Programm für Studienabgänger auch ein neu lanciertes Ausbildungsprogramm für «assoziierte Kundenberater». Dabei handle es sich um ein mehrjähriges «On-the-job»-Training, das im kommenden Jahr an verschiedenen Standorten bereits für rund 50 Personen angeboten werde, sagte Rickenbacher.
Starkes Zinsengeschäft
Auf der Ertragsseite konnte die Bank von den höheren Zinsen profitieren: Diese führten zu einem deutlichen Anstieg im Erfolg aus dem Zinsengeschäft und im Erfolg aus Finanzinstrumenten. Der positive Effekt konnte auch einen klaren Rückgang des Erfolgs aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ausgleichen, wo die Bank eine weitere Verlangsamung der Kundenaktivitäten zu spüren bekam.
Trotz der freundlichen Entwicklung an den Aktienmärkten bleibe die Stimmung der Kunden aber abwartend, sagte CEO Rickenbacher: Noch seien auch die grossen geopolitischen Unsicherheiten wie etwa der Krieg in der Ukraine oder die Spannungen zwischen den USA und China nicht verschwunden. Auch die Zurückhaltung bei der Aufnahme von Lombard-Krediten werde wohl nicht so schnell verschwinden.
Bruttomarge erhöht
Julius Bär verdiente auf den verwalteten Vermögen allerdings wieder deutlich mehr als im Vorjahr: Die Bruttomarge belief sich im ersten Halbjahr auf 93 Basispunkte nach lediglich 81 Basispunkten im gleichen Vorjahressemester. Auch für das Gesamtjahr erwartet die Finanzchefin nun ein Niveau in der Grössenordnung von 93 bis 94 Basispunkten, wie sie vor den Medien sagte.
Am Aktienmarkt wurde der Halbjahresabschluss mit Applaus aufgenommen. Die Julius Bär-Aktien legten am Montag 8,4 Prozent auf 61,04 Franken zu. Damit haben sie die Marke von 60 Franken erstmals seit Mai wieder überschritten. (awp/mc/pg)