Boris Collardi, CEO Julius Bär.
Zürich – Julius Bär macht einen grossen Wachstumsschritt und übernimmt das «International Wealth Management»-Geschäft (IWM) ausserhalb der USA der Bank of America Merrill Lynch. IWM verwaltete per Ende Juni 2012 mit über 2’000 Mitarbeitern Vermögen von 84 Mrd USD. Die Übernahme wird Julius Bär rund 860 Mio CHF kosten und soll unter anderem über eine Kapitalerhöhung finanziert werden.
Die Transaktion sei eine Kombination von Übernahmen rechtlicher Einheiten und von Geschäftsaktivitäten und soll per Ende einer zweijährigen Integrationsphase voraussichtlich zusätzliche verwaltete Vermögen zwischen 57 und 72 Mrd CHF bringen, wovon zwei Drittel in Wachstumsmärkten, teilte Julius Bär am Montag mit.
Verwaltete Vermögen steigen um rund 40 %
Bei 72 Mrd CHF transferierten Vermögen würde das von Julius Bär per Ende Juni 2012 verwaltete Vermögen um rund 40% auf 251 Mrd CHF steigen und das Kundenvermögen auf rund 341 Mrd, beides auf pro Forma-Basis, wie es heisst. Der vereinbarte Transaktionspreis beläuft sich den Angaben zufolge auf 1,2% der transferierten Vermögen und ist zu bezahlen, sobald die Vermögen transferiert sind. Basierend auf transferierten Vermögen von 72 Mrd CHF würde Julius Bär damit 860 Mio CHF bezahlen.
Das für die zusätzlichen risikogewichteten Aktiven benötigte Eigenkapital betrage voraussichtlich rund 300 Mio CHF. Die Gesamtkosten für Restrukturierung, Integration und Mitarbeiterbindung liegen laut Mitteilung bei rund 400 Mio CHF, nach Steuern bei 312 Mio CHF. Julius Bär geht davon aus, dass die Akquisition voraussichtlich ab dem dritten vollen Jahr nach Abschluss der Transaktion positiv zum Gewinn beitragen wird. Unabhängig von den transferierten Vermögen wird ein Zuwachs des Gewinns je Aktie im Jahr 2015 von rund 15% angestrebt.
Kapitalerhöhung geplant
Zur Finanzierung sowie zum Erhalt der zukünftigen Flexibilität will Julius Bär unter anderem eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht von insgesamt 750 Mio CHF durchführen. Diese soll von einer ausserordentlichen Generalversammlung am 19. September 2012 beschlossen werden. Der Verwaltungsrat wolle Eigenmittel bereitstellen, die zur Akquisition von Assets under Management von bis zu 72 Mrd genügen, heisst es weiter. Derzeit soll so die Merrill-Lynch-Transaktion durch eine Kombination von 0,53 Mrd CHF existierendem überschüssigen Kapital, der Ausgabe von 0,2 Mrd neuen hybriden Instrumenten sowie 0,74 Mrd in Form von neuem Aktienkapital finanziert werden.
Von den neuen Aktien gehen 0,24 Mrd an die Bank of America als Teil des Kaufpreises. 500 Mio sollen über eine Aktienkapitalerhöhung mit Bezugsrecht beschafft werden und weitere 250 Mio – ebenfalls über eine AK-Erhöhung – sollen die Flexibilität über die Transaktion hinaus sicher stellen. Das zuvor angekündigte Aktienrückkaufprogramm werde annulliert, heisst es.
Abschluss der Transaktion bis Ende Jahr erwartet
Der Abschluss der Transaktion wird nach Vorliegen der Genehmigungen durch die Behörden und anderer Abschlussbedingungen gegen Ende 2012 oder Anfang 2013 erwartet. Die Übertragung der Geschäftsaktivitäten und die vollständige Integration würden danach über einen zweijährigen Zeitraum vollzogen und bis zum vierten Quartal 2014 oder ersten Quartal 2015 abgeschlossen werden, heisst es.
Als Folge des weltweit deutlich vergrösserten Geschäftsvolumens soll auch die aktuelle Management-Struktur neu ausgerichtet werden.
Finanzziele angepasst
Unter der Annahme, dass die Integration bis Ende 2014 abgeschlossen sein wird werden ab 2015 neue Finanzziele angestrebt. Der Netto-Neugeldzufluss soll bei 4 bis 6% liegen, die Cost/Incom-Ratio bei 65 bis 70% und der Vorsteuergewinn bei 30 bis 35 Basispunkten.
Zusätzlich und angesichts der bevorstehenden Angleichung der BIZ- und Schweizer Ansätze bei der Berechnung von Kapitalkennzahlen ab 2013, werde das Mindestziel für die BIZ-Gesamtkapitalquote auf 12% von zuvor 14% gesenkt. Entsprechend werde das Ziel für die BIZ-Gesamtkapitalquote von derzeit 16% auf 15% angepasst, was einem Puffer von 3% gegenüber dem regulatorischen Minimum entspreche. Bisher lag dieser Puffer bei 2%. Das Ziel für die BIZ Kernkapitalquote (Tier 1) bleibt mit 12% unverändert.
Die Bank geht davon aus, dass im Rahmen der vorgeschlagenen Kapitalplanung die Kapitalkennzahlen voraussichtlich während der gesamten Integrationsphase die Zielwerte übersteigen werden.
«Neue Referenz im Private Banking»
«Diese Akquisition bringt uns in unserer Wachstumsstrategie einen grossen Schritt weiter und wird Julius Bärs führende Position im globalen Private-Banking-Geschäft deutlich ausbauen, sowohl in Wachstumsmärkten als auch in Europa», lässt sich in der Mitteilung CEO Boris Collardi zitieren. «Dank der grossen Übereinstimmung und Komplementarität der beiden Geschäftsmodelle wird nach erfolgter Integration eine neue Referenz im Private Banking geschaffen, mit einem leistungsfähigen Angebot für alle Kunden.» (awp/mc/pg)