Julius Bär übernimmt Commerzbank International Luxembourg

Boris Collardi

Boris Collardi, zurückgetretener CEO der Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)

Boris Collardi, CEO Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)

Zürich – Die Vermögensverwalterin Julius Bär führt ihre Akquisitionspolitik weiter und übernimmt von der deutschen Commerzbank die Privatbank Commerzbank International SA Luxembourg (CISAL) mit verwalteten Vermögen (AuM) von knapp 3 Mrd EUR. Neben der Verstärkung des Geschäfts in Luxemburg will die Schweizer Bank dabei offenbar auch Know-how über ihre zukünftige IT-Plattform T24 erwerben.

Der Übernahmepreis für die CISAL beträgt rund 68 Mio EUR – dies unter der Annahme, dass als Teil der Transaktion 25 Mio EUR an regulatorischem Kapital übertragen werden, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Der Restrukturierungs- und Integrationsaufwand werde voraussichtlich ungefähr 20 Mio EUR ausmachen.

Beitrag zum adjustierten Gewinn
Den Abschluss der Transaktion erwartet Julius Bär für den Sommer 2016, vorbehältlich der Genehmigung durch die Behörden sowie im Anschluss an die Abkopplung der lokalen IT-Plattform. Nach dem Abschluss werde Julius Bär in Luxemburg auf Pro-forma-Basis insgesamt Vermögen von rund 5 Mrd CHF verwalten. Die Transaktion werde bereits nach ihrem Abschluss sofort einen positiven Beitrag zum adjustierten Gewinn leisten.

Die auf Private Banking spezialisierte Geschäftseinheit mit ihrer stabilen Basis an europäischen Kunden passe sehr gut zum Geschäftsmodell und zur Strategie von Julius Bär, heisst es in der Mitteilung. Julius Bär könne das lokale Geschäft im wichtigen internationalen Finanzzentrum Luxemburg «deutlich vergrössern und mit der Vollbanklizenz neue geschäftliche Möglichkeiten wahrnehmen».

Unangenehmes Kapitel für Commerzbank
Attraktiv ist CISAL für Bär auch, weil die Kundenvermögen der Bank auf einem Buchungszentrum gebucht sind, das auf einer T24-Banking-Plattform von Temenos läuft. Zum Personal von CISAL zähle auch ein IT-Team, das über Erfahrung mit der Temenos-T24-Technologie verfüge, heisst es. Julius Bär hatte Anfang Jahr bekanntgegeben, dass Temenos als Partner für die Planung der Erneuerung ihrer Banking-Plattform ausgewählt wurde.

Die Commerzbank kann ihrerseits mit dem Verkauf ein wohl wenig angenehmes Kapital abschliessen. Die deutsche Grossbank musste im Oktober laut Medienberichten ein Bussgeld von 17 Mio EUR zahlen, weil über die CISAL Kundengelder am deutschen Fiskus vorbeigeschleust wurden. Die Luxemburger Commerzbank-Tochter habe in diesem Zusammenhang rund 400 Kundenbeziehungen gekündigt, hiess es damals. Die Bank und die Kölner Staatsanwaltschaft hatten dies allerdings nicht offiziell kommentiert.

Kleine Arrondierung
Von Analystenseite wird die jüngste Bär-Akquisition freundlich kommentiert: Es handle sich um ein «kluges Geschäft» für Julius Bär – auch der Preis erscheine vernünftig, meint etwa die Bank Vontobel. Nach Ansicht der Experten von J. Safra Sarasin zeigt die Schweizer Vermögensverwalterin, dass sie am Konsolidierungsprozess in der Privatbanken-Industrie teilnimmt.

Allerdings stelle die Übernahme nur eine «kleine Arrondierung» dar, betont die ZKB. Als nächsten Katalysator für die Aktie sieht der Analyst den Abschluss des US-Steuerstreits – dieser werde in Anbetracht der beginnenden Weihnachtszeit «täglich unwahrscheinlicher». (awp/mc/pg)

 

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