Julius Bär leidet 2010 unter starkem Franken

Julius Bär leidet 2010 unter starkem Franken

Julius-Bär-CEO Boris Collardi.

Zürich – Die Privatbankengruppe Julius Bär hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr ein «erfreuliches» Ergebnis erzielt. Stark präsentierte sich insbesondere der Neugeldzufluss, der über den Markterwartungen lag. Zurückgebunden wurde das Institut hingegen durch den starken Franken.

Der hohe Franken belastete nicht nur die Vermögensbasis, sondern hinterliess auch seine Spuren auch bei der Profitabilität. Freuen dürften sich die Investoren über die substanzielle Dividendenerhöhung sowie über das Aktienrückkaufprogramm.

Neugeld-Zufluss am oberen Ende der Erwartungen
Das Nettoneugeld summierte sich im vergangenen Jahr auf 8,8 Mrd CHF nach 5,1 Mrd CHF im 2009. Damit lag der Zufluss am oberen Ende des von der Bank angepeilten Zielbereichs zwischen 4 und 6% Neugeldwachstum pro Jahr. Verantwortlich dafür waren insbesondere starke Neugeldzuflüsse aus den Wachstumsmärkten, insbesondere Asien, Russland, Zentral und Osteuropa, aber auch aus Lateinamerika sowie aus dem Onshore-Geschäft in Deutschland, wie das Institut am Montag in einer Medienmitteilung schreibt. Die verwalteten Vermögen beliefen sich per Jahresende auf 169,7 Mrd CHF gegenüber 166,1 Mrd CHF zur Jahresmitte. Neben dem Neugeld trug die Marktperformance mit 8,1 Mrd CHF und die ING-Übernahme mit 13,5 Mrd CHF zum Anstieg der Vermögensbasis bei. Hingegen musste durch die Währungsentwicklung ein negativer Effekt von 14,3 Mrd CHF verbucht werden.

Verwaltete Vermögen steigen um 19 Prozent
Auf operativer Ebene steigerte die Bankengruppe ihren Betriebsertrag im Vergleich zum Vorjahr um 13,1% auf 1’794,4 Mio CHF. Als Grund nennt die Bank vor allem die gegenüber dem Vorjahr um 19% höheren durchschnittlich verwalteten Vermögen. Der Erfolg aus dem Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft stieg analog zu den verwalteten Vermögen um rund 20% auf 980 Mio CHF. Kaum verändert habe sich hingegen trotz des insgesamt verbesserten Anlage- und Risikoappetits das Aktienhandelsvolumen, schreibt die Bankengruppe. Der Erfolg aus dem Zinsengeschäft verminderte sich aufgrund der gesunkenen Zinsmarge und einer konservativen Asset Allocation im Treasury Portfolio um 2% auf 455 Mio CHF. Demgegenüber stieg der Erfolg aus dem Handelsgeschäft aufgrund der höheren Volatilität im Devisenmarkt um 11% auf 332 Mio CHF. Der übrige ordentliche Erfolg belief sich auf 26 Mio CHF.

ING-Bank erstmals konsolidiert
Auf der Kostenseite machte sich vor allem die erstmalige Konsolidierung der ING-Bank bemerkbar. So stieg aufgrund des höheren Personalbestandes der Personalaufwand im Jahresvergleich um 16% auf 791 Mio CHF. Der Sachaufwand, einschliesslich Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste nahm um 17% auf 345 Mio CHF zu. Damit summierte sich der Geschäftsaufwand im 2010 auf 1’192 Mio CHF, was einem Anstieg von 16% entspricht. Aufgrund der Frankenstärkte sowie wegen dem Rückgang der Bruttomarge auf 105 Basispunkte nach 111 Basispunkte im 2009 verschlechterte sich die Cost/Income-Ratio auf 65,4% nach 63,1% im Vorjahr. Unter dem Strich verdiente damit die Bankengruppe auf adjustierter Basis mit 504 Mio CHF 6,5% mehr als im Vorjahr. Unter Einschluss von Integrations- und Restrukturierungskosten sowie Abschreibungen auf immateriellen Vermögenswerten und Einmalkosten sank hingegen der Reingewinn nach IFRS um 9% auf 353 Mio CHF. Die BIZ Tier 1 Ratio wird per Stichtag mit 23,8% nach 22,8% per Jahresmitte ausgewiesen.

Dividende um 50 Prozent erhöht
Angesichts der «weiteren Verbesserung» des Jahresgewinns sowie der «markanten Überkapitalisierung» will das Management eine gegenüber dem Vorjahr um 50% höhere Dividende von 0,60 CHF pro Namenaktie ausschütten. Gleichzeitig hat die Bankleitung ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von maximal 500 Mio CHF angekündigt, das bis zur GV 2012 laufen soll. Bestätigt hat Bär zudem die Finanzziele der Gruppe bis 2012. Im laufenden Jahr sieht die Bank ähnliche Herausforderungen auf sich zukommen wie im 2010. So dürfte der Schweizer Franken auch 2011 stark bleiben, gab Julius Bär-CEO Boris Collardi an einer Telefonkonferenz zum Jahresabschluss 2010 zu Protokoll.

Akquisitionen bleiben ein Thema
Optimistischer zeigte sich der Konzernchef aber bezüglich der Neugeldentwicklung. Er hoffe, dass sich der Zufluss im 2011 auf einem ähnlichen Niveau bewegen werde, wie im zweiten Halbjahr 2010, meinte Collardi. Weiterhin ein Thema für Bär sind trotz der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms Akquisitionen. «Es gibt noch immer interessante Übernahmechancen im Markt», sagte dazu CFO Dieter Enkelmann. Wachsen will die Gruppe zudem weiterhin organisch. So plant die Bank, auch im laufenden Jahr netto 40 bis 50 neue Kundenberater zu engagieren. Auch der Eintritt in neue Märkte wie Brasilien wird gemäss Management geprüft. (awp/mc/upd/ps)

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