Julius Bär-CEO Boris Collardi.
Zürich – Die Züricher Privatbanken-Gruppe Julius Bär hat laut einem Bericht der «HandelsZeitung» vom Donnerstag eine unverbindliche Offerte für die Basler Bank Sarasin eingereicht. Das Angebot liege in Holland bei der Sarasin-Mehrheitsaktionärin Rabobank. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Zürcher Investmentbanker. Laut diesem werde das Interesse am Sarasin-Paket seit Monaten getestet, wobei die US-Grossbank JP Morgan damit beauftragt sei.
Ein Sprecher von Julius Bär wollte die Marktgerüchte nicht direkt kommentieren, sagte aber gegenüber AWP, dass Zukäufe immer eine Option seien und verwies dabei auf diverse Akquisitionen in den letzten Jahren (UBS-Privatbanken, ING Schweiz, bras. Vermögensverwalter GPS). «Wenn wir etwas sehen, das zu uns passt, dann machen wir das», so der Sprecher. Ob Sarasin zu Bär passen würde, wollte er zwar nicht direkt kommentieren, verwies aber auf die ähnliche Kultur und den ähnlichen Werdegang der beiden Institute als Familienbank.
MBO für Sarasin-CEO «ein Traum»
Die Rabobank wollte sich laut HandelsZeitung nicht zu einem Verkauf äussern. Die Bank Sarasin war für einen Kommentar gegenüber AWP nicht erreichbar. Sarasin-CEO Joachim Strähle hatte Ende Juli anlässlich der Halbjahres-Medienkonferenz gesagt, dass Rabobank ihre Anteile derzeit nicht verkaufen wolle. Zuvor geäusserte Pläne eines Management Buyouts (MBO) musste der CEO damals allerdings relativieren. Für ihn bleibe das ein «Traum», sagte er damals. Die Rabobank habe derzeit aber kein Interesse, darauf einzugehen. Die holländische Rabobank hält 46% des Kapitals und rund zwei Drittel der Stimmen an Sarasin.
Sarasin: Kein Kommentar
In einer Mitteilung vom Donnerstagmorgen schereibt die Basler Privatbank, sie habe zur Kenntnis genommen, dass offenbar Gespräche mit mehreren möglichen Interessenten betreffend eine Reduktion der Beteiligung der Rabobank an Sarasin stattfinden würden. Die Rabobank halte zurzeit jedoch an ihrer Mehrheitsbeteiligung fest und behalte sich alle Möglichkeiten für eine Entscheidung vor. Ebenso würden Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Bank Sarasin an der eingeschlagenen Strategie und der unabhängigen Position als starke Schweizer Privatbank festhalten. Entsprechend werde die Bank Sarasin weder zu möglichen Interessenten noch zu den laufenden Gesprächen einen Kommentar abgeben.
Bär und Macquarie gehen strategische Kooperation ein
Julius Bär will künftig strategisch mit dem in der Region Asien-Pazifik verankerten Finanzdienstleister Macquarie kooperieren. Das Zusammenarbeitsabkommen umfasse künftige Geschäftsmöglichkeiten im Private und Investment Banking in Nord- und Südostasien, schreiben die beiden Institute in einer gemeinsamen Mitteilung am Donnerstag. Bär übernimmt zudem das Vermögensverwaltungsgeschäft für Privatkunden von Macquarie in Asien.
Gegenseitige Kundenvermittlung
Als Teil des Abkommens werde Bär seine Kunden für Investment-Banking-Transaktionen künftig an Macquarie verweisen. Im Gegenzug wird Macquarie Kunden, welche Private-Banking-Dienstleistungen benötigen, an Bär vermitteln. Zudem werden im Rahmen von Bärs offener Produktplattform die Investment-Banking-Produkte von Macquarie vermehrt der Kundschaft von Julius Bär in Asien zugänglich gemacht. Im Rahmen des Abkommens wird das Vermögensverwaltungsgeschäft für Privatkunden von Macquarie in Asien zu Julius Bär transferiert. Macquarie Private Wealth Asia verfügt gemäss Mitteilung über Niederlassungen in Singapur sowie Hongkong und verwaltet Kundenvermögen in Höhe von rund 1 Mrd USD.
Macquarie bietet volle Bandbreite der Julius-Bär-Dienstleistungen an
Die Kooperation stelle für Bär einen weiteren wichtigen Schritt dar, die eigene Präsenz in der wichtigsten Wachstumsregion der Welt auszubauen. «Es ist uns eine grosse Freude, mit diesem führenden globalen Finanzdienstleister in Asien zusammenzuarbeiten», wird Bär-CEO Boris Collardi in der Mitteilung zitiert. Der neue Kooperationspartner von Bär bietet den Kunden die volle Bandbreite an Bank-, Anlageberatungs-, Investment- und Fonds-Management-Dienstleistungen im Raum Asien-Pazifik an. Macquarie baue das eigene Geschäft in dieser Region weiter aus und verbreitere ihre Produktpalette und die geografische Präsenz, welche gegenwärtig rund 10’000 Mitarbeitende an 26 Standorten umfasse, so die Mitteilung weiter. (awp/mc/upd/ps)