München – Die Hurrikan-Serie und andere Katastrophen haben Europas grössten Versicherer Allianz 2017 nicht aus der Bahn gebracht. Dank guter Geschäfte mit Lebens- und Krankenversicherungen sowie in der Vermögensverwaltung stieg der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro.
Grosse Gewinnsprünge stellt Konzernchef Oliver Bäte bei der Bilanzvorlage am Freitag in München für 2018 nicht in Aussicht. Den Aktionären winkt aber erst einmal eine von 7,60 auf 8 Euro erhöhte Dividende. Die Aktie lag auf die Bekanntgabe der Zahlen hin vorbörslich auf Tradegate um 1,18 Prozent im Plus, verglichen mit dem Xetra-Schlusskurs.
Mit der Ausschüttung zeigt sich der Dax-Konzern grosszügiger als von Analysten erwartet. Beim Gewinn traf die Allianz hingegen die Erwartungen der Branchenexperten. Der Überschuss ging um rund 2 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zurück. Dabei drückten die Steuerreform in den USA mit rund 100 Millionen Euro und der verlustreiche Verkauf der Oldenburgischen Landesbank mit 210 Millionen Euro aufs Ergebnis.
Für 2018 gaben sich Vorstandschef Bäte und der neue Finanzvorstand Giulio Terzariol vorsichtiger als von Analysten erwartet. Während Experten beim operativen Gewinn schon 11,7 Milliarden Euro auf dem Zettel hatten, nimmt die Allianz-Führung nur 10,6 bis 11,6 Milliarden ins Visier. Das ist praktisch genau das Ergebnis von 2017 – mit einem Spielraum von einer halben Milliarde nach oben und unten. Unter dem Strich soll sich die US-Steuerreform ab 2018 jedes Jahr mit 300 Millionen Euro positiv auf den Gewinn auswirken. Für das laufende Jahr hat Bäte bereits eine Dividende von 8,40 Euro im Auge.
1,1 Mrd Euro allein für Naturkatastrophen ausbezahlt
Im abgelaufenen Jahr gingen die Wirbelstürme «Harvey», «Irma» und «Maria» in den USA und der Karibik nicht spurlos an der Allianz vorüber. «Wir zahlten allein für Naturkatastrophen Leistungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro an Kunden aus», sagte Bäte. Neben der Hurrikan-Serie schlugen weitere Stürme wie das Sturmtief «Xavier» in Deutschland und die Waldbrände in Kalifornien bei dem Versicherer teuer zu Buche.
Dennoch reichten die Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft locker aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich zwar von 94,3 auf 95,2 Prozent, blieb aber unter der kritischen 100-Prozent-Marke. Finanzchef Terzariol bekräftigte das Ziel, die Quote bis Ende 2018 nachhaltig auf 94 Prozent zu verbessern. Der operative Gewinn der Sparte ging wegen der hohen Katastrophenschäden jedoch um 7,5 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro zurück.
In der Lebens- und Krankenversicherung konnte die Allianz ihren operativen Gewinn um gut 3 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro steigern. Dazu trugen wachsende Absatzzahlen bei den neuen Lebensversicherungsverträgen ohne klassischen Garantiezins bei, die die Allianz in Reaktion auf die anhaltenden Niedrigzinsen entwickelt hatte. Den Kunden winkt dabei im Tausch gegen geringere Garantien die Chance auf eine höhere Rendite.
In der Vermögensverwaltung, zu der die Töchter Pimco und Allianz Global Investors gehören, sammelte die Allianz nach mehreren schwierigen Jahren so viel Geld bei Anlegern ein wie nie zuvor. Die Nettozuflüsse erreichten mit 150 Milliarden Euro einen Rekordwert. Pimco war 2014 mit dem Abgang des Mitgründers Bill Gross in eine schwere Krise gestürzt. Lange zogen Anleger Milliardensummen ab. Mit einem neuen Führungsteam und einer neuen Strategie brachte die Allianz die Fondsgesellschaft wieder auf Wachstumskurs. Der operative Gewinn der gesamten Vermögensverwaltung legte 2017 um fast 11 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu.
Allianz-Chef Oliver Bäte will nach dem Umbau von Vermögensverwaltung und Lebensversicherung auch in der Sachversicherung wieder die Entwicklung der Branche bestimmen, wie er im Januar angekündigt hatte. Dabei hat er eine stärkere Digitalisierung im Auge und will die Produktpalette entschlacken. (awp/mc/ps)