Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.
Frankfurt am Main – Die Deutsche Bank lässt sich durch Nachfolgedebatte und Klagewelle nicht von ihrem Kurs abbringen. Konzernchef Josef Ackermann betonte am Donnerstag jedoch: Kein Geschäft sei es wert, den «guten Ruf und die Glaubwürdigkeit der Bank aufs Spiel zu setzen».
Bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Frankfurt räumte der Schweizer aber auch ein, in einem Konzern mit mehr als 100.000 Mitarbeitern weltweit sei ein Verstoss gegen die Prinzipien «nicht ein für allemal auszuschliessen». Der Hintergrund ist, dass in den USA derzeit eine Klagewelle auf Deutschlands grösstes Geldhaus zurollt. Ackermann betonte, die Bank werde sich «mit allen gebotenen Mitteln zur Wehr setzen», wenn sie sich zu Unrecht angegriffen sehe – wie aktuelle in Los Angeles und in Manhattan.
Keine Eile bei Suche nach Ackermann-Nachfolger
Bei der Suche nach einem Nachfolger für den im Mai 2013 ausscheidenden Vorstandschef sieht sich der Konzern nicht unter Zeitdruck. Der Aufsichtsrat verfolge «einen klar strukturierten Prozess», sagte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Clemens Börsig. Ackermann sei «natürlich voll mit einbezogen». Börsig betonte: «Die Entscheidung über die Nachfolge liegt beim Aufsichtsrat. Er wird diese zu gegebener Zeit treffen und unverzüglich mitteilen.» Seit Wochen wird über mögliche Nachfolger Ackermanns spekuliert.
Früchte der Arbeit ernten
Ackermann, der den Konzern seit neun Jahren führt, will die Früchte seiner Arbeit ernten. Die jüngsten Zukäufe zur Stärkung des Privatkundengeschäfts – Postbank , Sal. Oppenheim und Teile der ABN Amro – sollen sich in diesem Jahr bezahlt machen. «Wir erwarten, dass die Zukäufe, die wir während der Finanzkrise getätigt haben, in diesem Jahr einen positiven Beitrag für die Bank erbringen – teilweise sogar über die Erwartungen hinaus», sagte Ackermann.
«Postbank wird starke, eigenständige Marke bleiben»
Der Postbank versicherte er: «Auch als Teil des Deutsche-Bank- Konzerns wird die Postbank beim Kunden die starke, eigenständige Marke bleiben, die sie schon immer war.» Ackermann bekräftigte, nach erfolgreicher Integration der Postbank strebe die Bank im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden (PBC) «mittelfristig Erträge von über zehn Milliarden Euro und einen Vorsteuergewinn von mehr als drei Milliarden Euro» an. Die Deutsche Bank hält knapp 52 Prozent der Postbank. Von der bisherigen Postbank-Mutter, der Deutschen Post, erhält die Deutsche Bank ab Februar 2012 weitere rund 40 Prozent.
Zu wenig Frauen in oberster Führungsetage
Ausser um die – lange eher stiefmütterlich behandelten – Privatkunden bemüht sich der Weltkonzern auch um die Frauen: Bisher gibt es bei der Grossbank trotz aller Förderung von weiblichem Spitzenpersonal keine Frau ganz oben, im Vorstand und dem erweiteren Vorstand (Group Executive Committee). «Wir sind uns bewusst, dass dies anders werden muss. Und es wird anders werden», sagte Ackermann. Auf Grundlage der mit der Bundesregierung vereinbarten Selbstverpflichtung für mehr Frauen im Top-Management, werde sein Haus, «gemeinsam mit den anderen Dax-Unternehmen … Ende des Jahres konkretes Ziele bekanntgeben». (awp/mc/upd/ps)