Carsten Kengeter, Vorstandsvorsitzender Deutsche Börse AG. (Foto: Deutsche Börse)
Frankfurt – Die Deutsche Börse setzt sich nach einem guten Geschäftsjahr ehrgeizige Ziele. «Wir sind entschlossen, die Nummer eins oder zwei in allen Geschäftsbereichen zu werden, in denen wir operativ tätig sind», sagte der seit Juni amtierende Konzernchef Carsten Kengeter bei seiner ersten Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt. «Unser Ziel ist es, die Gruppe Deutsche Börse dorthin zu führen, wo sie hingehört – an die Weltspitze.»
Rückenwind bekommt die Börse von den derzeitigen Turbulenzen auf den Kapitalmärkten. Das lässt Anleger verstärkt handeln und treibt die Geschäfte des Konzerns an. «Der Jahresbeginn war sehr positiv für uns», sagte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer. In diesem Jahr sollen die Nettoerlöse um 5 bis 10 Prozent steigen, der operative Gewinn (Ebit) und der Überschuss um jeweils 10 bis 15 Prozent.
Wachstum durch Zukäufe
Kengeter setzt auf seinem Wachstumskurs auch auf Zukäufe. Schwerpunkte sieht er bei kleineren Übernahmen oder Kooperationen – etwa mit jungen Technologieunternehmen. «Es ist wichtig, dass wir immer im Kopf haben, dass diese Firma hervorragend und einzigartig aufgestellt ist, weil sie diese breite Werkbank hat.» Grössere Fusionen scheinen unwahrscheinlich, auch weil der Frankfurter Marktbetreiber seine guten Noten bei Ratingagenturen nicht gefährden will. Kengeters Vorgänger Reto Francioni war 2012 damit gescheitert, mit der New Yorker Nyse den weltgrössten Marktplatz zu schmieden.
Kengeter krempelt den Konzern kräftig um. «Überfordern will ich nicht, aber es ist schon so, dass wir einige Sachen jetzt gebündelter und etwas dynamischer nach vorne treiben müssen», sagte der Manager. Im Sommer brachte er zwei Übernahmen für insgesamt 1,3 Milliarden Euro über die Bühne. Die Deutsche Börse kaufte den Indexanbieter Stoxx komplett und heimste sich zudem die innovative Devisenhandelsplattform 360T ein. Zudem legte Kengeter ein neues Sparprogramm auf und ordnete die Zuständigkeiten im Vorstand neu.
Reger Börsenhandel zieht an
Im vergangenen Jahr profitierte der Dax-Konzern vor allem vom regen Börsenhandel. Die Nettoerlöse legten zum Vorjahr um 16 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro zu, der operative Gewinn stieg um knapp 14 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente die Deutsche Börse allerdings wegen Kosten für das Sparprogramm und Aufwendungen für die beiden Übernahmen mit 665,5 Millionen Euro 13 Prozent weniger als 2014. Die Zahlen hatte der Konzern bereits am Mittwochabend veröffentlicht.
Sowohl Aktionäre als auch Mitarbeiter sollen von dem Wachstum profitieren: Die Dividende will das Unternehmen von 2,10 Euro auf 2,25 Euro pro Aktie anheben. Der Bonustopf wird um 30 Millionen auf 80 Millionen Euro vergrössert. Am Aktienmarkt kam die Bilanz gut an: Am Mittag lag die Aktie der Deutschen Börse mit fast viereinhalb Prozent Zuwachs an der Dax-Spitze. (awp/mc/ps)