Kevin Kunz, CEO und Generaldirektor Kongress + Kursaal Bern AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Kunz, Sie sind nun deutlich über neun Monate im Amt. Gab es für Sie so etwas wie „Geburtswehen“?
Kevin Kunz: Obwohl ich dies nicht wirklich beurteilen kann, war es sicherlich nicht so schmerzhaft. Die Einführung im Kursaal Bern und in seinen Geschäftssegmenten war sehr spannend. Wie so oft in einem Betrieb dieser Grösse haben wir einige Kinderkrankheiten oder eher Altersschwächen diagnostiziert, an denen wir nun arbeiten.
Die Kongress- und Kursaal Bern AG ist mit Kongresszentrum, Top-Hotellerie, Catering, diversen Bars und Restaurants, Betrieb von Casinos in mehreren Städten sehr, sehr diversifiziert. Das macht das Management sehr anspruchsvoll. Wo steckt denn momentan ihre grösste Herausforderung?
Die Casinos bilden einen Teil des Unternehmens mit spezialisierten Experten und klarer Positionierung. Zurzeit und in der Zukunft fokussieren wir uns auf das Mutterhaus, also auf die Segmente: Restaurants & Bar, Meetings & Event und Hotel.
«Altersschwächen haben wir diagnostiziert, aber wir arbeiten dran.»
Kevin Kunz, CEO und Generaldirektor Kongress + Kursaal Bern AG
Welche Verschiebungen innerhalb der Holding-ähnlichen Struktur sind möglich, um flexibel zu reagieren?
Die Fusion der Hotel Allegro Bern AG wurde aus Gründen der Vereinfachung der rechtlichen, organisatorischen und steuerlichen Struktur durchgeführt. Sämtliche Aktiven und Passiven gingen per 01.01.2016 an die Kongress + Kursaal Bern AG über, die Hotel Allegro Bern AG wurde aufgelöst. Weitere juristische Veränderungen sind nicht geplant.
Ihr Catering-Unternehmen Wälchli Feste AG aus Aarwangen kann bis zu 5000 Gäste bedienen. Was ist denn der nächste Gross-Event?
Es sind so einige Top-Events in den nächsten Monaten geplant, zum Beispiel das Oberaargauische Schwingfest 2017 in Niderbipp, mehrere grosse Firmenjubiläen im Raum Langenthal, die Baselworld Uhren und Schmuckmesse, das Eidg. Hornussfest 2018 Walkringen und wie jedes Jahr die BEA im Frühling 2018 mit dem Betrieb von drei Standorten.
Ihr Kongressbetrieb schrieb aber auch im abgelaufenen Geschäftsjahr rote Zahlen. Wie kann in diesem Bereich ein nachhaltiger Turnaround gelingen?
Wir wollen unsere Gäste und Kunden mit marktüblichen fairen Preisen und ausgezeichneten Serviceleistungen überzeugen. Mit dem Event Moments of Music (MOM) haben wir uns auch verpflichtet, wieder im Eventbereich zu wachsen.
Welche Rolle spielt die zunehmende Konkurrenz der Online-Spiele für Ihr Casino-Geschäft? Begegnen Sie dem durch Lifestyle?
So wie auch andere Branchenvertreter beschäftigen sich die Tochtergesellschaften des Kursaals bereits längere Zeit mit diesem neuen Geschäftsfeld und erarbeiten aktuell die Grundlagen für einen allfälligen Entscheid, eine Konzessionserweiterung zu beantragen. Die beiden Casinos sind gut im Markt positioniert und erfüllen die Konzessionskriterien der Eidgenössischen Spielbankenkommission ESBK.
«Ein Upgrade des Allegro-Hotels auf 5 Sterne wird nie ein Thema sein.»
Lifestyle ist ja auch eine Frage der Positionierung des Allegro-Hotels. Wird ein Upgrade auf 5 Sterne nie ein Thema sein? Mit der Erneuerung der Zimmer ergäbe sich doch die Gelegenheit, oder nicht?
Nein, es wird nie ein Thema sein.
Die vielen Erweiterungen und Ausbauten der letzten Jahre sind nun so gut wie abgeschlossen. Mit welchen kontinuierlichen jährlichen Wachstumsraten rechnen Sie, sagen wir einmal auf 5-Jahresbasis?
Ab sofort rechnen wir mit einer besseren Rentabilisierung. Die neuen, innovativen Angebote, wie Rooftop Grill und im Giardino zeigen erfreuliche positive Tendenzen. Die systematischeren Prozesse unterstützen uns in dieser Zielsetzung.
Kann es für 2017 wieder 10 Franken Bardividende geben, nachdem diese ja 2015 und 2016 ausgefallen ist?
Der Anbau Süd war ein Bekenntnis zum integrierten Geschäftsmodell der Kursaal Gruppe und stärkt die Position im Event-/Messebereich; die zukünftige Entwicklung des Hotelmarkts im Raum Bern, zum Beispiel durch den Eintritt neuer Players wie Schönburg, aber auch Modernisierungen bei Hotels an Standorten in der Innenstadt, verlangt nach Investitionen, um die Marktfähigkeit des Hotelbetriebs zu sichern. Die Erträge aus dem Casino-Geschäft in Form von Dividenden sind ebenfalls sicherzustellen – das terrestrische Casino sieht sich mit neuen Betriebsmodellen im Bereich Online-Gaming / Online-Casino konfrontiert. Dies bedingt in den nächsten Jahren ebenfalls substanzielle Investitionen in Software-Entwicklungen. Die Dividendenpolitik steht darum immer in Abhängigkeit von den verfügbaren Mitteln und der Investitionspolitik.
Gerade die letzten drei Quartal lassen aber doch eigentlich hoffen?
Vorausgesetzt, dass sich die erfreuliche Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr 2017 fortsetzt und die geplanten Investitionen realisiert werden, ist eine Wiederaufnahme der Dividendenausschüttung durchaus denkbar.
Das politische Gefüge und die Grossaktionäre hinter der Kongress + Kursaal Bern AG lassen sicherlich Raum für interessante Planspiele für die Zukunft. Welche Expansionen in Form von Zukaufen könnten sinnvoll sein?
Wir konzentrieren uns zurzeit auf unser Kerngeschäft, behalten aber die Augen offen, falls eine Opportunität sich bieten würde.
Ihre Frau Karin war in früheren Jahren bereits als Leiterin HR und Administration für den Kursaal tätig. Welche Tipps gibt Sie Ihnen für den Geschäftsalltag?
Der Kursaal Bern, wie sie ihn gekannt hat, hat sich komplett geändert. In unserer aktuellen Struktur bringen alle GL-Mitglieder ihr Know-how ein. Es ist eher ein Team Approach. Abgesehen davon ist und bleibt sie meine beste und ehrlichste Sparring-Partnerin.
Zum Gesprächspartner:
Kevin Kunz ist ein alter Hase im Hotelgeschäft. Bevor er vor knapp einem Jahr die Leitung der Kongress und Kursaal Bern AG übernahm, führte er neun Jahre lang die Seiler-Hotelgruppe in Zermatt. Davor war er acht Jahre Leiter des Club Resorts Giverola in Tossa da Mar (Spanien) und davor sechs Jahre für das American Colony Hotel in Jerusalem verantwortlich. Da er vor weit mehr als 20 Jahren Direktor des Berner Hotels Belle Epoque war, ist sein neuer Job wie eine Rückkehr in die Heimat.
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