comparis.ch über die NFC-Technologie bei Kreditkarten: «Die Konsumenten haben sich noch nicht an diese Bezahlmethode gewöhnt.»
Zürich – Kontaktlos zahlen ist mittlerweile mit gegen 40 Prozent aller Schweizer Kreditkarten möglich. Doch längst nicht jeder, der dies tun könnte, zahlt kontaktlos. Viele halten die Funktion für unnötig – und eine Mehrheit hat Sicherheitsbedenken, wie eine Umfrage des Internet-Vergleichsdiensts comparis.ch zeigt.
Die Schweizer machens gern mit Plastik: Ob Maestro, Postcard oder Kreditkarte, zahlen mit der Karte ist beliebt wie nie. Allein bei den Kreditkarten sind rund 6,3 Millionen Stück im Umlauf. Auch für kleine Einkäufe im Inland wird die Karte immer beliebter: In den letzten Jahren ist der durchschnittliche Einkaufsbetrag mit Kreditkarte kontinuierlich gesunken. 2013 betrug der Betrag pro Transaktion 136 Franken.
Wer kleine Beträge von unter 40 Franken rasch mit der Karte bezahlen will, kann dies auch mit der Technologie Near Field Communication (NFC) tun, mit der viele Kreditkarten ausgestattet sind. Die Karte wird vor das Leseterminal gehalten und die Zahlung erfolgt ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift. Neu soll auch eine NFC-Zahlung via Handy möglich werden, durch die Tapit-App. Dazu wollen die Telecom-Anbieter Swisscom, Orange und Sunrise morgen informieren.
In den letzten Monaten wurde die Technologie auch in der Schweiz eingeführt: Migros und Globus haben ihre Kassen im letzten November aufgerüstet und auch Coop will nachziehen. Heute dürften gegen 40 Prozent der Kreditkarten in der Schweiz mit der NFC-Funktion ausgestattet sein, schätzt Ralf Beyeler von comparis.ch auf Grund der Informationen der Kreditkarten-Herausgeber. Neue Kreditkarten beinhalten heute meist die NFC-Funktion. Nur: Viele Kunden, die kontaktlos zahlen könnten, tun dies nicht, wie eine Umfrage von comparis.ch bei über 1200 Kreditkarten-Besitzern zeigt (siehe Kasten zur Methode am Ende des Textes).
Nur jeder Vierte nutzt die Funktion
Von allen Befragten die angeben, eine Karte mit NFC-Funktion zu besitzen, haben dies erst 26 Prozent zumindest einmal ausprobiert; nur 12 Prozent nutzen das kontaktlose Zahlen regelmässig. «Diese Zahl ist erstaunlich tief», sagt Ralf Beyeler. Ganze 73 Prozent der Personen, die angegeben haben, eine NFC-fähige Karte zu besitzen, haben noch nie kontaktlos bezahlt. Der wichtigste Grund, warum die Befragten lieber bar zahlen oder die Kreditkarte in die Lesemaschine stecken: Sie halten kontaktloses Zahlen für unnötig. Dies trifft auf 38 Prozent der Personen zu, die gemäss eigenen Angaben kontaktlos zahlen könnten.
«Es gibt wohl einige Kreditkarten-Besitzer, die ihre Karte nur für Online-Shopping, für Notfälle oder im Ausland brauchen», sagt Ralf Beyeler. Ausserdem zahlen viele Schweizer ihre Alltagseinkäufe mit Maestro und Postcard. Diese bieten hierzulande bisher keine NFC-Funktion an. «Die Konsumenten haben sich also noch nicht an diese Bezahlmethode gewöhnt.»
Mehrheit mit Sicherheitsbedenken
Fast 60 Prozent aller befragten Kreditkarten-Besitzer stufen das kontaktlose Zahlen als «nicht so sicher» ein wie das herkömmliche Zahlen mit der Kreditkarte. Eine Missbrauchsgefahr besteht, wenn die Karte gestohlen wird. Der Dieb kann kontaktlos und ohne die Angabe von PIN oder Unterschrift einkaufen, bis die Karte gesperrt wird.
Die Technologie hat gemäss Ralf Beyeler grundsätzlich Potenzial: «Man kann damit schneller zahlen als mit Bargeld oder mit der Karte auf herkömmliche Art.» Allerdings stehen dem die Sicherheitsbedenken der Nutzer gegenüber: «Scheinbar glauben die Nutzer nicht, dass die Kreditkartenindustrie das System sicher betreiben kann. Die Herausgeber der Karten müssen noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten.» Darauf deute auch die Tatsache hin, dass einige Kreditkartenbesitzer NFC zwar ausprobiert haben, es dann aber nicht regelmässig nutzen.
Interessant ist auch, dass viele Befragte gar nicht wissen, dass sie mit ihrer Karte kontaktlos zahlen könnten. Nur 23 Prozent der befragten Kreditkarten-Besitzer geben an, dass ihre Karte über eine NFC-Funktion verfügt – obwohl fast 40 Prozent der Kreditkarten damit ausgestattet sein dürften.
Gute Noten für die Anbieter
Weniger skeptisch sind die Kreditkartenkunden im Allgemeinen gegenüber den Anbietern. Alle 16 Kreditkarten-Anbieter erhielten von den Kunden eine gute Note. Klassenbeste ist die Berner Kantonalbank, die als einzige mit einer sehr guten Note abgeschnitten hat. Die Berner Kantonalbank ist zusammen mit der SBB die grösste Aufsteigerin im Ranking, mit 0,2 Noten-punkten Zuwachs. Absteigerin ist die Banque Cantonale Vaudoise, die im Vergleich zum Vorjahr 0,2 Notenpunkte verloren hat.
Die Kundenzufriedenheit errechnet sich aus der Verständlichkeit der Abrechnungen, den Gebühren und Kosten, den Konditionen, der Abwicklung des Kreditkartenantrages, der Ausgabenlimite, der Problemlösung bei Verlust oder Missbrauch und den Zusatzleistungen wie Bonusprogrammen. comparis.ch führt die Umfrage seit 2007 jährlich durch.
Zufriedenheit der Kreditkarten-Kunden
Quelle: comparis.ch
Die detaillierten Ergebnisse sind unter http://www.comparis.ch/kreditkarten/umfrage/hitlist.aspx verfügbar. (comparis.ch/mc/ps)
Methode
Für die telefonische Umfrage im Auftrag von comparis.ch befragte das Marktforschungsinstitut GfK im Mai und Juni 1227 Kreditkartenbesitzer ab 15 Jahren. Thematisiert wurde nicht nur die kontaktlose Bezahlmöglichkeit NFC, sondern auch die Zufriedenheit der Kunden mit ihren Kreditkarten-Herausgebern.