St. Gallen – Die Krankenkassen-Franchise schafft keine finanziellen Anreize für einen unnötigen Konsum von medizinischen Leistungen. Eine erste Untersuchung des Systems räumt mit dem Vorurteil auf, dass Versicherte die tiefste Franchise von 300 Franken schnell aufbrauchen und sich nachher unnötig behandeln lassen.
Aktuell stehen politische Forderungen nach einer Verdoppelung der Mindestfranchise oder höheren Maximalfranchisen sowie hohen Franchisen für Reiche im Raum. Dies soll die Eigenverantwortung der Versicherten fördern.
Die Universität St. Gallen untersuchte im Auftrag des Krankenversicherers Groupe Mutuel erstmals das Verhalten der Versicherten nach Überschreiten der Franchise. Gegenstand waren die meistgewählten Franchisen: Die tiefste von 300 und die höchste von 2500 Franken.
Wie die Groupe Mutuel am Dienstag mitteilte, ergaben sich keine signifikanten finanziellen Anreize für eine medizinische Überversorgung durch das Franchisesystem. Es gab demnach zwar ein allgemeines Muster, das auf eine höhere Inanspruchnahme nach Überschreiten der Franchise hinweist. Dieser höhere medizinische Konsum blieb aber unbedeutend.
Für die Groupe Mutuel zeigt das, dass sich das Franchisesystem bewährt hat und weder bei Versicherern noch Versicherten Fehlanreize setzt. Das Institut für Gesundheitsökonomie, -politik und -management an der Universität St. Gallen untersuchte für die Studie anonymisierte Daten der Groupe Mutuel. (awp/mc/ps)