Frankfurt am Main – Die Aussicht auf massive Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) scheint die Investoren immer weniger besänftigen zu können: Am Mittwoch gerieten nahezu alle Euro-Krisenländer an den Anleihemärkten unter starken Druck. Besonders im Fokus stand Spanien, das nach wie vor eine klare Aussage vermissen lässt, ob es sich vollständig unter die Rettungsschirme EFSF/ESM flüchten will. Mit steigenden Risikoaufschlägen hatten zudem Irland, Portugal und Italien zu kämpfen. Die Schuldenkrise droht damit trotz avisierter EZB-Hilfe wieder aufzuflammen.
In Spanien stiegen die Renditen für Staatsanleihen – einer der wichtigsten Krisenindikatoren – zur Wochenmitte über alle Laufzeiten hinweg kräftig an. Bei den richtungsweisenden zehnjährigen Titeln kletterte der Zins erstmals seit Anfang September wieder knapp unter sechs Prozent. Zuvor hatte die EZB mit ihrem neuen Anleihekaufprogramm, mit dem sie notfalls unbegrenzt Staatsanleihen kriselnder Euroländer kaufen will, für massive Entspannung gesorgt. Seit einigen Tagen trübt sich die Lage aber wieder ein.
Italien enttäuscht mit Auktion
In Spanien stieg die Rendite für zehnjährige Staatspapiere um 26 Basispunkte auf 5,95 Prozent. In Irland und Portugal, die bereits unter dem Rettungsschirm EFSF stehen, legten die Renditen um 13 und 11 Basispunkte auf 4,93 beziehungsweise 8,5 Prozent zu. Italienische Zehnjahrespapiere rentierten mit 5,15 Prozent und damit sechs Basispunkte höher als am Vortag. In den kürzeren Laufzeiten stand Italien deutlich stärker unter Druck.
Enttäuschend wurde auch eine Auktion italienischer Geldmarktpapiere aufgenommen: Zwar konnte sich das Land für ein halbes Jahr zu geringeren Zinsen refinanzieren. Der Renditerückgang fiel aber deutlich schwächer als erwartet aus. Der Effektivzins sank von 1,59 Prozent bei einer Versteigerung Ende August auf 1,50 Prozent. Am sogenannten Graumarkt, wo Staatspapiere bereits vor ihrer Platzierung auf Termin gehandelt werden, hatte das Renditeniveau am Morgen noch etwa 20 Basispunkte niedriger gelegen. Zudem war die Nachfrage nach den neuen Schuldtiteln rückläufig, obgleich sie immer noch ausreichte, um alle Papiere zu platzieren.
Stimmung wieder schlechter
Händler nannten mehrere Gründe für die jüngste Stimmungseintrübung: Zum einen stellt die Hängepartie um weitere Finanzhilfen für Spanien die Geduld der Investoren auf die Probe. Zusätzlich kam es in der Nacht zum Mittwoch zu gewalttätigen Protesten gegen die Sparpolitik der spanischen Regierung.
Belastet wurde die Marktstimmung darüber hinaus von einer Erklärung Deutschlands, Finnlands und der Niederlande. Die bonitätsstarken Länder hatten bereits am Dienstag verlauten lassen, dass der Rettungsfonds ESM Banken nur dann direkt rekapitalisieren dürfe, wenn es sich dabei um neue Problemfälle handele, die nach Einrichtung einer gemeinsamen Bankenaufsicht auftreten. Für «Altfälle» wären demnach die Nationalstaaten verantwortlich, was deren Staatsverschuldung nach oben treiben würde. Damit sinken die Hoffnungen Irlands und Spaniens, ihre Staatshaushalte rückwirkend von den massiven Hilfskrediten für ihre Banken aus den europäischen Rettungstöpfen zu entlasten. (awp/mc/ps)