Krugman wertet SNB-Negativzinsen-Experiment positiv
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank SNB hat laut Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman mit den Negativzinsen gezeigt, dass es bei den Zinsen mehr Spielraum gibt als erwartet. Er selbst habe gedacht, die Leute würden dann Cash horten. Aber das sei gar nicht so einfach. Krugman zeigt sich gegenüber der SNB dankbar. «Die Schweiz erkundet neues Territorium», sagt der Ökonom in einem Interview der «NZZ am Sonntag». «Aus akademischer Sicht liebe ich das.»
Allerdings warnte er auch vor den negativen oder tiefen Teuerungsraten in der Schweiz. Dieses Jahr dürften die Preise laut der Prognose der SNB um 0,4 Prozent sinken. Für 2017 wird mit 0,2 Prozent zwar eine positive, aber niedrige Teuerung prognostiziert. Laut Krugman haben positive Teuerungsraten den Vorteil, dass eine Notenbank den nötigen Spielraum haben, um in einer Krise entschlossen reagieren zu können. Wenn es heute beispielsweise zu einem Crash in Frankreich kommen würde, wäre die Schweiz hart betroffen, sagt der Nobelpreisträger. «Der SNB würde es schwerfallen, darauf geldpolitisch zu reagieren.»
«Es geht der Schweiz dafür nicht schlecht genug»
Wahrscheinlich könnten die Negativzinsen nicht mehr bedeutsam tiefer sinken, sagt Krugman. Stattdessen müssten die Erwartungen gebrochen werden. «So etwas geht nur mit einer Kombination aus lockerer Geldpolitik und stimulierenden Staatsausgaben.» Er wisse aber, dass dies politisch schwer umsetzbar sei: «Es geht der Schweiz dafür nicht schlecht genug.»
Schlecht auf die nächste Krise vorbereitet
Generell zeigte sich Krugman besorgt über die tiefen Zinsen etwa in den USA und den dadurch eingeschränkten Spielraum der Notenbanken. Zudem sei auch intellektuell die Reaktion auf die Finanzkrise schwach ausgefallen. Wenn man Paul Ryan in den USA, als Vorsitzender des Abgeordnetenhauses derzeit ranghöchster Politiker der Republikaner, oder den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble frage, wie die Krise ihren Blick auf die Welt geändert habe, komme nichts. Krugman zieht den Schluss:»Wir sind auf die nächste Krise schlecht vorbereitet.» (awp/mc/pg)