Greg Kelly, Aktienanalyst Energie- und Industriewerte bei Janus Capital
Denver – Durch die wachsende Nachfrage in den Schwellenländern steigen die Preise für Industriemetalle weiter. Vor allem bei Kupfer sind starke Preisavancen zu erwarten, da bei steigender Abbaumenge die Kosten überproportional zunehmen. Welche Mechanismen dahinter stehen und wie sich die Preise von Industriemetallen entwickeln, erklärt Greg Kelly, Aktienanalyst Energie- und Industriewerte bei Janus Capital, im Interview.
Die Preise für Industriemetalle nahmen in den letzten Jahren zu. Welche Dynamik steht hinter dieser Entwicklung?
Greg Kelly: Die Kosten für Rohstoffe sind aufgrund der wachsenden Nachfrage in den Schwellenländern schnell angestiegen. Das gilt vor allem für Rohstoffe, die im Bergbau gewonnen werden. Hier sind die Kosten in einigen Fällen sogar um ein Vielfaches höher als in der Vergangenheit, besonders bei Kupfer. Grund dafür sind die überproportional zunehmenden Kosten bei steigender Abbaumenge: Es mag eine Geldeinheit Kosten, sechs Millionen Tonnen Kupfer fördern, aber die siebte Million kostet zweieinhalb Geldeinheiten, da Kupfer mehr und mehr aus geringhaltigerem Erz gewonnen wird, das tiefer in der Erde liegt. Es ist unklar, wie sich die Preise weiterhin entwickeln, denn wir haben die Grenzkosten bereits um einiges überschritten. Sobald sich die Preise jenseits der Kosten bewegen, die erforderlich sind, um das teuerste Erz zu gewinnen, müssen höhere Preise dafür sorgen, die Nachfrage zu dämpfen und den Markt zurück ins Gleichgewicht zu bringen.
Gibt es Möglichkeiten, die Grenzkosten für Minenrohstoffe zu senken?
Greg Kelly: Das ist schwierig. Bleiben wir beim Beispiel Kupfer. Dessen Hauptkostentreiber ist geringhaltiges Erz. Die Menge des Kupfers, die aus einem Stück Felsen im Boden gewonnen werden kann, ist in den letzten zehn Jahren um 65 Prozent gesunken. Ausserdem befinden sich Kupferlagerstätten zunehmend in abgelegenen Gegenden, weit entfernt von guter Infrastruktur. Also müssen neue Strassen, Gleise und Elektrizitätswerke gebaut werden, was die Kosten weiter erhöht. „Blockbruchbau“ ist eine Technik, die es erlaubt, die Kosten für grosse Magererz-Blöcke zu senken. Es ist jedoch nichts in Aussicht, was die Kosten spürbar drücken könnte.
Ist Kupfer angesichts dieser Entwicklungen eine attraktivere Investition als Zink oder Nickel?
Greg Kelly: Meiner Meinung nach ja. In den nächsten Jahren wird die starke Nachfrage das Angebot beschränken, so dass die Preise nach oben zeigen. Es gibt keinen Ersatz für Kupfer in seiner Hauptverwendung, der Elektrifizierung. Die Nachfrage von Kupfer steigt, da China sein Stromnetz ausbaut und neue Gebäude verkabelt. Batteriebetriebene Autos brauchen viermal so viel Kupfer wie herkömmliche Autos. Und die Industrieländer brauchen mehr Kupfer in ihrem Stromnetz, um erneuerbare Energien weiterzuleiten. Zink ist weniger problematisch, auch wenn es von Zeit zu Zeit zu Angebotsengpässen kommt. Da Zink gewöhnlich näher an der Erdoberfläche liegt als Kupfer, dauert es nur ein bis drei Jahre, bis die Produktion in einem Bergwerk anlaufen kann. Und Nickel kann grundsätzlich durch Nickel-Roheisen ersetzt werden. Wirtschaftlich ist dies zwar erst bei höheren Preisen, aber es besteht ein praktisch unbegrenztes Angebot. (jan/at/ah)