Lagarde: Mehr Mitsprache für Schwellenländer

Christine Lagarde

IWF-Direktorin Christine Lagarde.

Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde.

Paris – Kurz vor dem Ende der Bewerbungsfrist für den Chefposten des IWF hat Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde den Entwicklungsländern im Fall ihrer Wahl mehr Mitspracherecht zugesagt. «Sie wollen alle besser beim Internationalen Währungsfonds vertreten sein und bessere Stimmrechte haben.

Diese Reformen sollen auf jeden Fall fortgesetzt werden», sagte Lagarde der französischen Zeitung «Le Parisien» (Freitag). Sie sei zuversichtlich, dass sie eine gute Chance auf das Amt habe. In den vergangenen Wochen hatte Lagarde zahlreiche Länder besucht, um für ihre Kandidatur zu werben. Während die Unterstützung der Europäer und der USA sicher scheinen, hielten sich insbesondere Indien und China zurück. Der Verwaltungsrat des IWF muss bis spätestens 30. Juni entscheiden.

Lagarde will Strauss-Kahn treffen
Als erste Aufgabe für den Fall ihrer Wahl nannte sie, sich dem Verhältnis zu den Mitarbeitern zu widmen. «Wenn ich Generaldirektorin werde, dann wäre meine erste Mission, den 2500 Mitarbeitern Vertrauen wiederzugeben», sagte sie mit Blick auf den plötzlichen Abschied ihres Vorgängers Dominique Strauss-Kahn, der in den USA wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt ist. Sie hoffe auch, Strauss-Kahn so bald wie möglich zu treffen, um mit ihm über seine Erfahrungen an der IWF-Spitze zu sprechen.

Ermittlungsverfahren droht weiterhing
Christine Lagarde kann nicht unbelastet in den Endspurt um die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn an der IWF-Spitze gehen. Der französische Gerichtshof der Republik teilte am Freitag mit, erst am 8. Juli über ein mögliches Ermittlungsverfahren gegen die 55-Jährige zu entscheiden. Dann soll der Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF) bereits vergeben sein.

Verdacht auf Amtsmissbrauch
Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Lagarde des Amtsmissbrauchs, weil sie in einem Rechtsstreit mit dem ehemaligen französischen Minister und Geschäftsmann Bernard Tapie 2008 einem Schiedsurteil zustimmte, das diesem eine Abfindung in Höhe von 285 Millionen Euro einbrachte. Die ungewöhnliche hohe Entschädigung für den früheren Adidas-Chef im Streit über den damaligen Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers schlug hohe Wellen. Nun könnte Lagarde wegen der Zustimmung ein Prozess wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder drohen. Lagarde hatte allerdings bereits im Mai erklärt, ihre Kandidatur auch im Falle von Ermittlungen gegen sie aufrechtzuerhalten.

Afrika unterstützt Kandidatur von Lagarde
Die Bewerbung der französischen Finanzministerin Christine Lagarde um den vakanten Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird auch von den Ländern Afrikas unterstützt. Das gab die Wirtschaftsministerin von Guinea-Bissau, Helena Embaló, am Freitag nach einem Treffen mit Lagarde in Lissabon im Gespräch mit der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa bekannt. In Portugals Hauptstadt wollte sich Lagarde am Freitag am Rande der Jahrestagung der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) mit weiteren afrikanischen Regierungsvertretern treffen. Im Rahmen ihrer Werbetour hatte die Französin zuletzt mehrere asiatische Länder besucht. Während die Unterstützung der Europäer und der USA sicher scheinen, hielten sich bislang vor allem Indien und China zurück.

Ende der Bewerbungsfrist
Neben Lagarde kandidieren um die Nachfolge des wegen Vergewaltigungsvorwürfen zurückgetretenen Dominique Strauss-Kahn auch der mexikanische Notenbankchef Agustin Carstens und die französische Attac-Präsidentin Aurélie Trouvé. Medienberichten vom Freitag zufolge wird ausserdem Südafrika seinen früheren Finanzminister Trevor Manuel ins Rennen schicken. Die Bewerbungsfrist endet an diesem Freitag. (awp/mc/upd/ss)

 

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